Stadtrat gegen Roger-Waters-Konzert in München: "Er schürt antisemitische Ressentiments"

Am Dienstag will der Wirtschaftsausschuss der Stadt darüber beraten. Im Entscheidungsvorschlag des Referats heißt es, Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) solle die Geschäftsführung der Olympiapark München GmbH anweisen, das geplante Konzert abzusagen.
von  AZ/dpa
Roger Waters, Sänger, Komponist und Mitbegründer der Rockgruppe Pink Floyd, gibt ein Konzert.
Roger Waters, Sänger, Komponist und Mitbegründer der Rockgruppe Pink Floyd, gibt ein Konzert. © Chris Pizzello/AP/dpa/Archivbild

München - Nach Frankfurt am Main und Köln will nun auch die Stadt München ein Konzert des Pink-Floyd-Mitbegründers Roger Waters verhindern.

Der Sänger schüre immer wieder antisemitische Ressentiments und trete mit verschwörungsideologischen Äußerungen etwa auch in Bezug auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine in Erscheinung, auch bei seinen Konzerten. So begründete die Stadtratsfraktionen SPD/ Volt und die Grünen - Rosa Liste am Montag ihre Forderung. Auch CSU und Freie Wähler sind dafür, die Verträge für den Auftritt am 21. Mai in der Olympiahalle zu kündigen.

Sollte eine Absage nicht möglich sein, fordern SPD und Grüne am Tag des Konzerts Zeichen zu setzen etwa mit Flaggen Israels und der Ukraine, einer Beleuchtung des Olympiaturms oder dem Verteilen von Informationsblättern. Zudem solle mit einem Rechtsgutachten für die Zukunft geklärt werden, wie Auftritte von Künstlerinnen und Künstlern verhindert werden können, die mit Antisemitismus, Verschwörungsmythen oder einem Bezug zur Reichsbürgerszene auffallen.

Krause: "Derartigen Ideologien wollen wir keine Bühne bieten"

Die Fraktionen kritisieren unter anderem, dass sich Waters des antisemitischen Narrativs einer "ungemein mächtigen, jüdischen Lobby" bediene und das Existenzrecht Israels infrage stelle. Neuerdings verbreite er Verschwörungsideologien, die den brutalen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine relativieren und rechtfertigen.

"Wir wollen derartigen Ideologien, die unseren Werten als Landeshauptstadt München klar entgegenstehen, keine Bühne in städtischen Räumlichkeiten bieten. Insbesondere da Waters diese nicht nur abseits der Konzerte kundtut, sondern die Bühnen ganz unmittelbar dafür nutzt", erklärte Dominik Krause, Vorsitzender der Fraktion Die Grünen – Rosa Liste.

Und weiter: "Das Aufsteigen lassen eines großen Ballon-Schweins versehen mit einem Davidstern beispielsweise, wie auf einem seiner Konzerte geschehen, ist kein künstlerischer Akt, sondern eine politische Botschaft, die wohl nicht nur versehentlich an das Bild der sogenannten 'Judensau' erinnern soll." Waters lässt darauf verweisen, dass neben dem Davidstern auch andere weltliche und religiöse Symbole gezeigt würden. Die Schweine-Ballons seien eine Anspielung auf George Orwells „Farm der Tiere“ und sollen auf die Gefahr verschiedener Ideologien hinweisen.

Schönfeld-Knor: "Sollten nicht erkennbar rechtswidrig handeln"

Julia Schönfeld-Knor, kulturpolitische Sprecherin der SPD/Volt-Fraktion, sieht bei solchen rassistischen oder antisemitischen Aussagen die Grenzen der Kunstfreiheit erreicht: "Ob eine Konzertabsage rechtlich möglich und haltbar wäre, wollen dir deshalb von der Regierung von Oberbayern prüfen lassen. Die Stadt München distanziert sich deutlich von menschenverachtendem Gedankengut, sollte aber gleichzeitig nicht erkennbar rechtswidrig handeln."

Protestbündnis Roger Waters: "Keiner anderen Minderheit wird zugemutet, so etwas zu ertragen"

Auch ein Bündnis aus zivilgesellschaftlichen Institutionen und Privatpersonen schaltete sich in die Debatte ein und unterstreicht die Notwendigkeit der Absage des Konzerts. "Roger Waters ist in München nicht willkommen. Dieser Grundsatz sollte gerade in München, der einst als 'Hauptstadt der Bewegung' titulierten Stadt, gelten", heißt es in einer Erklärung des Zusammenschlusses, dem unter anderem die Deutsch-Israelische Gesellschaft, CSU-Stadtrat Michael Dzeba, der TSV Maccabi München und der Verband Jüdischer Studenten in Bayern angehören.

In dem Statement heißt es weiter: "Wer solchen Antisemiten eine Bühne bietet, braucht auch keine Gedenkfeiern mehr abzuhalten. Denn erst wenn sich Gedenken in Gedanken wandelt, die nicht nur einmal im Jahr zutage treten, erst dann ist würdiges Gedenken erreicht. Dazu gehört auch, die Sensibilität des Ortes mit in Betracht zu ziehen. Keiner anderen Minderheit wird zugemutet, so etwas zu ertragen. Dies ist der Zeitpunkt, Worten Taten folgen zu lassen."

Am Dienstag will der Wirtschaftsausschuss der Stadt darüber beraten. Im Entscheidungsvorschlag des Referats heißt es, Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) solle die Geschäftsführung der Olympiapark München GmbH anweisen, das geplante Konzert abzusagen. Waters hat im Mai fünf Konzerte in Deutschland geplant.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.