Stadtrat beschließt Maßnahmenpaket gegen Fachkräftemangel : So sollen Pflegekräfte gefunden werden

7,5 Millionen Euro plant München auszugeben, um neue Pflegekräfte zu finden. Vor allem auf Fachkräfte aus dem Ausland setzt die Stadt.
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Schon vor Jahren stellte die Stadt fest: Bis Ende des Jahrzehnts werden in München 2.100 Pflegekräfte fehlen - alleine in den Klinken.
Schon vor Jahren stellte die Stadt fest: Bis Ende des Jahrzehnts werden in München 2.100 Pflegekräfte fehlen - alleine in den Klinken. © dpa

München - Die Menschen werden immer älter, gleichzeitig fehlen auch in München Tausende Pflegekräfte: In den nächsten zehn Jahren gibt es alleine in den Krankenhäusern 2.100 Pflegende zu wenig. Diese Zahlen veröffentlichte die Stadt 2019. Seitdem könnten sich die Zahlen eher verschärft haben, glaubt das Gesundheitsreferat.

Um etwas gegen diesen Mangel zu tun, wird der Stadtrat nächste Woche ein Maßnahmenpaket verabschieden: 7,5 Millionen Euro will die Stadt bis 2027 ausgeben, um Personal zu gewinnen und zu halten.

Stadt München: 7,5 Millionen Euro gegen den  Fachkräftemangel in der Pflege

Die Ideen sind in einem Lenkungskreis Pflege entstanden, daran haben sich mehrere Stadtratsfraktionen, aber auch Pflegekräfte und Vertreter der städtischen Kliniken und Pflegeheime beteiligt. Den Impuls dafür gab Stefan Jagel von der Linken, geleitet hat den Lenkungskreis Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD).

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Zwei Maßnahmen, die die Stadt 2024 umsetzen wird, hält sie für besonders wichtig: Zum einen sollen an allen Pflegeschulen Schulsozialarbeiter eingestellt werden. Insgesamt sind das um die 13 Personen. "Bis zu 30 Prozent brechen ihre Ausbildung ab", sagt Dietl. Schulsozialarbeiter sollen helfen, Probleme zu klären, bevor die Azubis hinschmeißen.

Deutschkurse und Anträge: Diese Hilfen sind geplant

"Knapp 70 Prozent der Pflegenden haben einen Migrationshintergrund", sagt Grünen-Stadträtin Clara Nitsche, die sich im Lenkungskreis beteiligt hat. Häufig seien die Pflegenden erst seit wenigen Wochen in Deutschland und bräuchten Hilfe, um sich zurechtzufinden. Bei der Organisation von Deutschkursen, bei bürokratischen Prozessen und bei der psychosozialen Betreuung der Azubis könnten Sozialarbeiter helfen.

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Mit noch einer zweiten Idee will es die Stadt Pflegekräften aus dem Ausland leichter machen: Im Klinikum Schwabing soll ein Zentrum eröffnet werden, wo ausländische Fachkräfte Hilfe erhalten, damit ihre Berufsabschlüsse anerkannt werden. Dieser Prozess kann sich bis zu zweieinhalb Jahre hinziehen und ist oft mit hohem bürokratischen Aufwand verbunden.

Viel verspricht sich die stellvertretende Gesundheitsreferentin Susanne Herrmann auch von Auffrischungskursen für Menschen, die einst als Pflegekraft gearbeitet, ihren Beruf dann aber aufgegeben haben und wieder einsteigen wollen. Schließlich, sagt Herrmann, habe sich in den vergangenen Jahren viel getan - etwa bei der IT. "Mindestens 300.000 Vollzeit-Pflegekräfte stünden in Deutschland durch Rückkehr in den Beruf oder Aufstockung der Arbeitszeit zusätzlich zur Verfügung", sagt Grünen-Stadträtin Sofie Langmeier, die selbst in der Pflege tätig ist.

CSU: "Das Geld wäre besser bei den Pflegekräften aufgehoben"

Unzufrieden mit dem Maßnahmenpaket ist die CSU. Die Fraktion habe zum Beispiel gefordert, dass Pflegekräfte bei der Vergabe von städtischen Wohnungen bevorzugt werden und dass sie einen Pflegezuschlag von 200 Euro bekommen, sagt CSUler Hans Theiss, der als Arzt arbeitet. "Grün-Rot ist offensichtlich nicht zu wirklichen finanziellen Opfern bereit und flüchtet sich in verwaltungsinterne Stellenschaffungen, statt das Geld dort zu investieren, wo es am besten aufgehoben wäre - bei den Pflegekräften", meint er.

Die Forderung nach mehr Geld sei in dem Lenkungskreis gar nicht aufgekommen, sagt Dietl. Die CSU habe sich an dem Lenkungskreis gar nicht beteiligt, schildert Stefan Jagel von der Linken. Auch er fordert weitere Maßnahmen: etwa mehr bezahlbarer Wohnraum und eine Verbesserung der Ausbildung. Dietl betont, dass dieses Maßnahmenpaket sicher nicht das letzte sein wird.

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  • Minimole am 19.11.2023 12:50 Uhr / Bewertung:

    Herrschaft!!!
    Es gibt sehr wahrscheinlich genügend Pflegekräfte, nur die Arbeitsbedingungen sind miserabel! 35 Std. Woche, deutl Lohnerhöhung, deutlich besserer Pflegeschlüssel und es trudeln viele zurück! Die Millionen an Geldern könnte man einfach mal in die vorhandenen Ressourcen stecken, statt sie mit angezogener Handbremse sinnlos verpulvern!!! Die Sprachbarriere ist untragbar für Patienten und Kollegen!!!

  • MünchnerseitGeburt am 18.11.2023 17:28 Uhr / Bewertung:

    Ich bin nun seit 28 Jahren Arzt in dieser Stadt, davon 15 Jahre in einem städtischen Haus der Maximalversorgung. Somit kenne ich das Gesundheitssystem recht gut.

    Deshalb verstehe ich nicht, warum die Politik immer nur symptomatisch vorgeht. Warum fragt niemand nach den Gründen, weshalb deutsche Pflegekräfte diesen Beruf nicht mehr ausüben wollen ? Warum möchte man immer wieder aus neuen Ländern ausländische Pflegekräfte abwerben, die somit in ihrem eigenen Land schmerzlich fehlen ? Und die dann desillusioniert nach kurzer Zeit wieder zurückgehen !

    Also einfach die Arbeitsbedingungen ändern, den Beruf wieder attraktiv machen und der Bevölkerung ehrlich sagen, dass so etwas auch einen Preis hat. Klatschen alleine reicht halt nicht. Dann löst sich das Problem ganz von selbst

  • armesmünchen am 18.11.2023 14:21 Uhr / Bewertung:

    Ich kann nur sagen, dass wir in unserer Arztpraxis nicht nur ausländische Angestellte haben, sondern auch ein Großteil der Patienten und leider 95% der Pflegedienste, mit denen wir zusammen arbeiten, nicht aus Deutschland kommen. Daher sind die Hürden immens, die Sprachprobleme und die daraus leider oft auch resultierenden Missverständnisse, aber auch massive Probleme, wenn es um zeitliche Absprachen oder gar die Einnahme von Medikamenten etc geht. Das hier wenig Menschen in diesem Bereich arbeiten wollen ist leider so, jedoch fehlt es leider dem Großteil des Personal, und das ist dem Alter geschuldet, an Durchhaltevermögen, Struktur und einer soliden Basis.

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