Stadträte und Ärzte fordern Pflicht-Impfung im Kindergarten

München - Der Masernfall letzte Woche in Trudering hat die Bayernpartei im Rathaus aufgeschreckt. Nachdem sich in einer McDonald’s-Filiale ein Mitarbeiter als infiziert herausgestellt hatte, gab das Gesundheitsreferat eine Warnung an die Münchner heraus.
Denn bei Masern handelt es sich um eine hochansteckende Virusinfektion, bei der es gefährliche Komplikationen gerade für Babys und ältere Menschen geben kann. Und sie kann tödlich verlaufen. Masern sind deshalb meldepflichtig.
Münchner Kita-Kinder: Bayernpartei fordert Pflicht-Impfung
Nun will die Bayernpartei "eine vollständige Durchimpfung" für Kinder in städtischen Kitas erreichen – indem dort künftig nur noch Kinder aufgenommen werden sollen, die gegen Masern, Mumps, Röteln, Keuchhusten, Diphterie und Co geimpft sind.
Allerdings gibt es in Deutschland keine Impfpflicht, Eltern entscheiden selbst, ob sie ihre Kinder impfen lassen. Etliche Eltern aber fürchten gesundheitliche Nebenwirkungen und argumentieren, dass Impfrisiken für ihre Kinder nicht ausreichend untersucht sind.
Impfgegner fürchten gesundheitliche Nebenwirkungen
Genau da liege das Problem, findet Bayernpartei-Stadträtin Eva Caim. Übertragbare Krankheiten wie Masern auszurotten, scheitere auch "an der Verweigerungshaltung einiger Eltern". Caim: "Es ist sehr schwer, Impfgegner von der Sinnhaftigkeit der Impfungen zu überzeugen." Auch die Ärzte der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) fordern eine Impfpflicht: Nach einer Masernerkrankung könne es noch Jahre später zu einer Gehirnentzündung kommen, für die es keine Behandlung gebe und an der betroffene Patienten sterben.
Ungeimpfte Kinder nicht in Kita lassen? Gesetzesänderung notwendig!
Die Impfkommission STIKO rät, dass Kinder im Alter von 24 Monaten zweimal gegen Masern geimpft sein sollten. Um ungeimpfte Kinder aus Kitas ausschließen zu können, bräuchte es eine Gesetzesänderung – die soll nun OB Dieter Reiter (SPD) zusammen mit dem Städtetag anregen, fordert Caim in einem Stadtratsantrag, den sie heute vorlegen will.
2018 gab es 29 Masernfälle in München
Wie das Gesundheitsreferat auf AZ-Anfrage mitteilt, wurden im vergangenen Jahr 29 Masernfälle in München gemeldet (2017 waren es nur elf). Sechs davon wurden "aus Gemeinschaftseinrichtungen gemeldet, in denen Kinder unter 18 Jahren betreut werden".
Bei einer Kontrolle der Impfausweise vor drei Jahren kam heraus, dass in München 6,5 Prozent der Erstklässler nicht geimpft waren. Insgesamt seien "die Impfquoten in München immer noch zu niedrig. Für Masern liegt die Quote aktuell bei knapp 90 Prozent, in manchen Bereichen Münchens auch darunter. Um einen optimalen Herdenschutz zu erreichen, müsste die Quote bei mindestens 95 Prozent liegen." Gesundheitsreferentin Stephanie Jacobs (parteilos) appelliert an "alle Münchnerinnen und Münchner, sich impfen zu lassen."