Stadtmuseum gibt Nazi-Raubkunst zurück

75 Jahre nach der Enteignung durch die Nazis wird der Nachlass der jüdischen Kunstsammlerin Emma Budge teilweise an die Erben zurückgegeben.
von  dpa

München – Unter den Werken, die das Stadtmuseum München dem Anwalt der Erbengemeinschaft übergab, befinde sich neben sieben weiteren Stücken auch eine Bronzebüste des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern aus dem 18. Jahrhundert, teilte das Museum am Donnerstag mit. Nach dem Tod Emma Budges im Jahre 1937 ließen die Nazi-Behörden ihren Nachlass versteigern, den Erlös behielt das Deutsche Reich ein. Zahlreiche deutsche Museen hatten damals Kunstwerke der jüdischen Sammlerin gekauft.

Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe etwa zahlte später eine Entschädigung an die Erben, das Focke-Museum in Bremen gab seine Kunstwerke zurück. Diese Museen und das Münchner Stadtmuseum entsprechen mit ihren Schritten der Washingtoner Erklärung von 1998. Die unterzeichnenden Länder – darunter Deutschland – verpflichteten sich damals, Nazi-Raubkunst zu identifizieren, die rechtmäßigen Besitzer ausfindig zu machen und die Werke entweder zurückzugeben oder eine „faire Lösung“ zu finden .

Bei der Suche nach einer fairen Lösung gehen die Meinungen von Museen und Erben allerdings oft auseinander. So entbrannte im November 2011 ein Streit zwischen der Pinakothek der Moderne in München und den Erben des jüdischen Kunstsammlers Paul von Mendelssohn-Bartholdy über das Picasso-Gemälde „Madame Soler“. An der Frage, ob Mendelssohn-Bartholdy das Gemälde freiwillig verkaufte oder aus finanzieller Not während der Verfolgung durch die Nazis, scheiden sich die Geister. Im Fall der Kunstschätze der Sammlerin Budge war der Fall offenbar klar:

„Der Anwalt der Erbengemeinschaft ist an uns herangetreten. Für uns als Münchner Stadtmuseum ist das natürlich Ehrensache, die Rückgabe der Kunstwerke ohne Probleme über die Bühne zu bringen“, sagte eine Sprecherin des Stadtmuseums. Der größte Teil der Kunstsammlung gilt jedoch bis heute als verschollen.

 

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