Stadtkämmerer in München: Ernst Wolowicz soll nicht gehen

FDP und Bayernpartei stellen sich im Stadtrat gegen den Ruhestand des 65-jährigen Stadtkämmerers.
von  Annika Schall
Kämmerer Ernst Wolowicz.
Kämmerer Ernst Wolowicz. © ps/AZ

München - Das hatte sich Ernst Wolowicz, seit 14 Jahren Kämmerer der Stadt München, sicher einfacher vorgestellt. Im Mai kündigte er an, sein Amt aufgeben und in den Ruhestand gehen zu wollen – obwohl seine Amtszeit eigentlich noch bis 2022 gedauert hätte. Persönliche Gründe hätten ihn zum Rücktritt bewogen, gab der 65-Jährige damals an.

Einer solchen Verkürzung der Amtszeit muss allerdings der Stadtrat zustimmen und zumindest FDP und Bayernpartei machten es Wolowicz hier am Mittwoch nicht leicht. "Mitten in der Haushaltsberatung ist eine solche Verkürzung der Amtszeit nicht angebracht", befand Michael Mattar von der FDP. "Sie haben sich für sechs Jahre zur Wahl gestellt. Dass Sie jetzt keine Lust mehr haben, finden wir außergewöhnlich." Johann Altmann, Fraktionsvorsitzender der Bayernpartei, ging noch einen Schritt weiter: "Wir haben den Eindruck, Sie wollen das sinkende Schiff verlassen."

Wolowicz verteidigt seine Entscheidung

Von den anderen Parteien wurde diese Kritik nicht ernstgenommen. Als „Satire“ bezeichnete Alexander Reissl, Fraktionsvorsitzender der SPD, den Auftritt seiner Stadtrats-Kollegen. "Bei Rekordsteuereinnahmen und niedrigen Schulden kann ich kein sinkendes Schiff erkennen."

Der Kämmerer selbst nutzte die Gelegenheit, um seine Beweggründe für den Ruhestand noch einmal genauer zu erklären. "Und ich bitte Sie, diese ernst zu nehmen", sagte er in Richtung FDP und Bayernpartei. "Bei meiner Wahl war ich gewillt die sechs Jahre zu machen. Am Ende meiner Amtszeit wäre ich dann 69 Jahre alt", erklärte Wolowicz und fuhr fort: "Aber inzwischen habe ich nachgedacht und mich gefragt: Besteht mein Leben nur aus Arbeit?"

Ihm mache seine Tätigkeit zwar nach wie vor Spaß, "aber man wird älter, die Leistungsfähigkeit ist nicht mehr so hoch." Ausdrücklich betonte der Kämmerer: "Die Finanzsituation der Stadt ist kerngesund." Am Ende machte ihm der Stadtrat den Abschied dann doch nicht unnötig schwer und genehmigte den Abtritt zum November – gegen die Stimmen von FDP und Bayernpartei.

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