Stadt will Insektensterben aufhalten

Unzählige Vogel- und Insektenarten sind inzwischen aus dem Stadtbild verschwunden. Doch nun soll das große Sterben gestoppt werden.
Florian Zick |
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Früher in der Allacher Lohe zu Hause: die Rostbinde.
picture-alliance/ dpa/dpaweb Früher in der Allacher Lohe zu Hause: die Rostbinde.

München - Kennen Sie noch den Drosselrohrsänger, die Rostbinde oder den Kammmolch? Nein? Ist auch kein Wunder. Die gibt’s in München nämlich nicht mehr – oder nur noch ganz wenige.

Laut Experten sind in den vergangenen 50 Jahren weltweit so viele Arten verloren gegangen wie in der ganzen Menschheitsgeschichte davor nicht. Und auch München ist von dieser bedauerlichen Entwicklung in der Tier- und Insektenwelt leider nicht verschont geblieben.

Besonders massiv sind die Verluste bei der sehr artenreichen Gruppe der Käfer und Zweiflügler. Über 100 Wildbienenarten, 35 Tagfalter- und sechs Heuschreckenarten sind in München schon seit 25 Jahren nicht mehr gesichtet worden.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Aussterberate noch einmal massiv an Tempo zulegen wird, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Der Stadtrat will am Dienstag deshalb eine Strategie zum Erhalt der Artenvielfalt beschließen.

Die Stadt will jetzt handeln

Es gehe darum, das "unveräußerliche Tafelsilber" der Stadt zu schützen, so schreibt Umweltreferentin Stephanie Jacobs (parteifrei) in ihrem Beschlussvorschlag für den Stadtrat. Denn egal, ob der in der Angerlohe beheimatete Rotbindige Linien-Schwarzkäfer oder der Großzahn-Plattkäfer, der in den Isar-Hangwäldern zu Hause ist – es gebe in München diese Schätze aus Urwaldzeiten noch, so Jacobs. Allerdings: Sei der Lebensraum erst einmal zerstört, kämen die Käfer auch nicht wieder.

Die Gründe für das Artensterben sind vielfältig: Es hat mit der Intensivierung der Landwirtschaft zu tun, mit der zunehmenden Bautätigkeit, aber auch mit dem großen Freizeitdruck auf die Parks und die Isar. Der Englische Garten oder der Flaucher zum Beispiel: Wann hat man als Vogel oder Falter dort schon seine Ruhe?

Die Stadt will deshalb handeln. 20 Maßnahmen zum Artenschutz schlägt Jacobs vor. In den Parks zum Beispiel soll es wieder mehr Wildblumenwiesen geben. Nicht jeder umgefallene Baum soll sofort abtransportiert werden, so ein toter Baum ist schließlich auch Lebensraum. Und eine Biotoppflegetruppe soll die verbliebenen innerstädtischen Naturräume so herrichten, dass sich dort möglichst viele Viecherl wohlfühlen.

Man müsse "mehr urbane Wildnis wagen", heißt es im Beschlussvorschlag für den Stadtrat. Vier städtische Referate sind mit der Umsetzung der Artenschutz-Strategie befasst. Die Stadt scheint es mit der Käferrettung also wirklich ernst zu meinen.

Lesen Sie hier: Öko-Trend gegen das Insektensterben - Bienen als Untermieter

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