Stadt will die Schranne nicht
Eine Rücknahme der in die Miesen geratene Schrannenhalle würde die Stadt mindestens 40 Millionen Euro kosten. Dass die Entscheidung im Stadtrat ein deutliches Nein sein wird, ist so gut wie sicher.
MÜNCHEN Überall ein klares „Nein!“ In der Stadt will niemand die in den Ruin geratene Schrannenhalle zurücknehmen. Denn ein „Heimfall“ des in Erbpacht vergebenen Grundstücks würde die Stadt mindestens 40 Millionen Euro kosten. So wird der Stadtrat heute die Rücknahme und ein Schutzschild für die Schranne ablehnen.
Wie es weitergeht, kann derzeit nicht einmal der Zwangsverwalter der Immobilie sagen. Immer wieder tauchen Investoren auf. Zwei davon waren bei OB Ude. Einer ist ein deutscher Investor, der Erfahrungen in der Gastronomie und im kulturellen Bereich hat. Der andere ist die Merlin Entertainment aus London: Die kann sich im Keller ein Wachsfigurenkabinett wie bei Madame Tussauds vorstellen.
Vielleicht warten die Interessenten auch ab, bis die Schrannenhalle in die Zwangsversteigerung kommt. Dann wird sie billiger. Das wird aber noch bis zum Sommer dauern, weil derzeit der Verkehrswert ermittelt wird. Der Zwangsverwalter Johannes Mauder verhandelt derweil mit potenziellen Mietern für den Komplex.
Thannhuber zahlt keine Miete mehr
Schrannen-Eigner Klaus Thannhuber zahlt unterdessen nichts mehr. Im Oktober hat er noch einen Teil der Miete überwiesen, im November nichts mehr. „Er hat mir geschrieben, dass er die Miete auf Null setzt, weil der Umsatz unter der Zwangsverwaltung zurückgegangen sei“, so Johannes Mauder. Die bisherigen Zahlungen reichten aber, um am 1. Januar die jährliche Erbpacht an die Stadt zu zahlen.
Heute wird der Stadtrat entscheiden, ob er das Grundstück als „Heimfall“ zurücknimmt. Die Stadt hat das Areal bis 2098 in Erbpacht vergeben. „Das kommt nicht in Betracht“, sagt OB Ude unmissverständlich. Dabei hat er die Rückendeckung von SPD-Fraktionschef Alexander Reissl und CSU-Vize Hans Podiuk. Für die Stadt wäre das nur ein Millionengrab.
Im Grundbuch ist eine Grundschuld von 26,8 Millionen Euro eingetragen. Dazu kommen zehn Sicherungshypotheken (von Schuldnern) über drei Millionen Euro und zwei Vormerkungen von Baufirmen über 887000 Euro. Viele Handwerker sitzen auf ihren Rechnungen. Wie hoch die Verbindlichkeiten sind, kann bei der Stadt niemand sagen. Thannhuber gibt ihr darüber keine Auskunft. Zusammen mit den Zinsen kommen mindestens 40 Millionen Euro zusammen, rechnete das Kommunalreferat aus.
Was wird aus der Schranne? „Eine Alltagsdisco und eine ganzjährige Wiesn kann ich mir mit Rücksicht auf die Anwohner nicht vorstellen“, so OB Ude. Die Stadt hätte früher mit dem Viktualienmarkthändlern einen größeren Marktanteil erlauben sollen. Unterdessen wiederholt Hans Podiuk seine Kritik an SPD und Grünen: Sie seien vor Thannhuber gewarnt worden.
Willi Bock
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