Stadt sichert Arztpraxis für Obdachlose

Wenn die ehrenamtliche Ärztin im Herbst in den Ruhestand geht, bezahlt die Stadt zwei neue Mediziner-Stellen.
von  Irene Kleber / Lokales
Wer in München auf der Straße lebt und einen Arzt braucht, kann sich in der Obdachlosen-Arztpraxis an der Pilgersheimer Straße kostenlos behandeln lassen.
Wer in München auf der Straße lebt und einen Arzt braucht, kann sich in der Obdachlosen-Arztpraxis an der Pilgersheimer Straße kostenlos behandeln lassen. © dpa

Wenn die ehrenamtliche Ärztin im Herbst in den Ruhestand geht, bezahlt die Stadt zwei neue Mediziner-Stellen.

 

Was tun, wenn man obdachlos und nicht versichert ist – und denoch krank? Bislang konnten Wohnungslose, die auf der Straße oder in Notunterkünften leben, kostenfrei die Arztpraxis in der Pilgersheimer Straße aufsuchen – auch ohne eine Krankenversicherung zu haben.

Über 19 Jahre hatte dort eine Münchner Ärztin Bedürftige behandelt und auch eine Straßenambulanz aufgebaut. Bei diesem Vorzeigeprojekt ist ein Team an drei Abenden in der Woche unterwegs und versorgt Obdachlose.  Ende September aber geht die Medizinerin in den Ruhestand.

Da sie einen großen Teil ihres Engagements ehrenamtlich geleistet hat, wird sich kaum ein Nachfolger für sie finden lassen: Die Praxis ist für niedergelassene Ärzte nicht rentabel. Der Verdienstausfall durch die vielen unversicherten Patienten ist hoch, der Arbeitsaufwand für die Abrechnungen ebenfalls.

Damit die Obdachlosen-Praxis trotzdem erhalten werden kann, hat der Stadtrat jetzt Gelder freigemacht: 

160 000 Euro soll der Katholische Männerfürsorgeverein pro Jahr erhalten und damit zwei Ärzte mit insgesamt 50 Wochenstunden einstellen. Die Krankenkassen werden den Großteil davon voraussichtlich zurückzahlen. Die Stadt trägt aber das Kostenrisiko, falls sich die Zahl der Patienten ohne Krankenversicherung erhöht. Gesichert ist nun auch eine Psychiaterstelle. Auch dafür übernimmt die Stadt die Vorfinanzierung. 

„Um die Gesundheit wohnungsloser Frauen und Männer ist es oft nicht gut bestellt", argumentiert SPD-Stadtrat Christian Müller. "In der Praxis in der Pilgersheimer Straße bekommen sie unbürokratische Hilfe – unabhängig von der Frage, ob sie eine Krankenversicherung haben oder nicht. Wir sind froh, dieses Angebot nun auch in Zukunft aufrecht erhalten zu können." In München müsse "jeder Mensch die Möglichkeit haben, sich ärztlich behandeln zu lassen, auch wenn er kein eigenes Dach über dem Kopf hat."

Ausdrücklich bedanken die Stadträte sich bei der Ärztin, die "so maßgeblich am  Aufbau der medizinischen Versorgung Obdachloser in München mitgewirkt hat". Müller: "Wir möchten unsere große Anerkennung aussprechen.“ 

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