Stadt München will Senioren-WGs fördern

WGs für Senioren? Bei der Stadt hält man das für eine gute Idee. Fördern lässt sich diese Wohnform jedoch leider nur sehr schwer.
Florian Zick |
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Gemeinsam kochen, ratschen, Fotos auf dem Tablet anschauen – in einer WG ist man selten allein. Das kann auch als Senior attraktiv sein.
imago/Westend61 Gemeinsam kochen, ratschen, Fotos auf dem Tablet anschauen – in einer WG ist man selten allein. Das kann auch als Senior attraktiv sein.

WGs für Senioren? Bei der Stadt hält man das für eine gute Idee. Fördern lässt sich diese Wohnform in München jedoch leider nur sehr schwer.

München - Im Alter ganz alleine vor sich hinleben – kaum mehr Freunde, die Familie schaut nur ab und zu vorbei? Keine schöne Vorstellung. Viele Senioren erwägen deshalb, in eine Rentner-WG zu ziehen. Diesen Schluss legt zumindest ein Antrag nahe, den die Bürgerversammlung im Hasenbergl im Frühjahr beschlossen hat.

Am morgigen Mittwoch befasst sich nun der Stadtrat mit dem Antrag aus dem Hasenbergl. In diesem wird die Stadt dazu aufgefordert, bei der Ausweisung von neuen Bauflächen dafür Sorge zu tragen, dass Wohnungen mit Grundrissen eingeplant werden, die theoretisch auch WG-tauglich sind.

Stadtbaurätin rät Senioren, sich frühzeitig zusammen zu tun

Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteifrei) hält das grundsätzlich für eine gute Idee, sieht aber wenig Handlungsspielraum. Die Baugesellschaften, auf die man Einfluss habe, die Gewofag und die GWG, würden entsprechende Wohnungen nämlich schon bauen, so Merk. Die würden dann zumeist als Demenz- oder Behinderten-WG genutzt. Und private Bauträger: Die seien wohl nicht bereit, einfach auf Verdacht WG-Grundrisse zu planen. Da sei das Risiko zu groß, die Wohnung dann nicht vermieten zu können.

Stadtbaurätin Merk rät WG-geneigten Senioren deshalb, sich frühzeitig zusammen zu tun und sich gemeinsam an einen Bauträger zu wenden. Mehr könne man vonseiten der Stadt da nicht tun. Im Stadtrat hält man diese Haltung für nachvollziehbar. Ein überbordender Bedarf für Senioren-WGs sei wohl ohnehin nicht da, schätzt Anne Hübner, Sozialexpertin der SPD-Fraktion. Im Alter hätten die Menschen für gewöhnlich immer weniger Lust, Bad und Küche mit jemand Fremdem zu teilen. "Ein Massenphänomen wird das jedenfalls nicht", glaubt Hübner.

"Das reine WG-Thema ist schwierig zu bespielen"

Andere Fachleute sehen das ähnlich. Die 68er werden 68 – das sei zwar ein geflügeltes Wort, sagt Alexander Wunschmann von der im Sozialreferat angesiedelten Fachstelle für innovatives Wohnen im Alter. Das bedeute aber keineswegs, so Wunschmann, dass zwangsläufig auch die Zahl der Senioren steige, die gerne in einer WG leben wollten.

"Das reine WG-Thema ist schwierig zu bespielen", sagt Wunschmann. Aber es gebe ja auch noch andere Formen des Zusammenlebens im Alter.

Sie für sich, sagt Jutta Koller, die sozialpolitische Sprecherin der Grünen, fände es am besten, wenn es ein Haus mit Wohnungen gäbe, in das ein Pflegestützpunkt integriert ist. Dann sei man für alle Fälle gewappnet. Und wer weiß: Momentan sei sie erst 62, so Koller. Vielleicht gibt es solche Häuser ja tatsächlich öfter, bis sie das Rentenalter erreicht.

Die Alternative zur WG

Im Alter in eine WG ziehen – und dann quasi wieder das Leben aus Studententagen führen? Das sei nicht jedermanns Sache, sagt Alexander Wunschmann von der Fachstelle für innovatives Wohnen im Alter. Da müsse das sogenannte "Matching", also die Zusammenstellung der Charaktere in der Wohngemeinschaft, schon sehr gut passen, damit das funktioniere.

Aufgrund dieser Unsicherheiten favorisiert die Stadt eine andere Wohnform. "Sorgende Hausgemeinschaft", heißt die und funktioniert ungefähr so: Es tut sich eine Gruppe von etwa zehn Leuten zusammen, Paare oder Einzelpersonen – das ist egal. Die beziehen gemeinsam ein Haus, jeder eine einzelne Wohnung mit eigener Küche und eigenem Bad. Das Wohnzimmer ist verhältnismäßig klein, dafür gibt es einen zusätzlichen Gemeinschaftsraum für das gesamte Haus.

Alternative Wohnräume für Senioren werden stetig mehr

Das Mehrgenerationenhaus am Reinmarplatz in Gern ist ein Beispiel für ein solches Wohnprojekt. Dort wohnen acht Frauen zusammen – jede allerdings in ihrer eigenen Wohnung. Eine mittlere dreistellige Zahl an solchen Wohnungen gibt es in München inzwischen, sagt Wunschmann. Und in den nächsten zehn bis 15 Jahren sollen es stetig mehr werden – nach Möglichkeit jedes Jahr zwei bis drei Hausgemeinschaften mehr.

Als Anbieter für solchen Wohnraum kommen die städtischen Wohnungsbaugesellschaften infrage, aber auch Genossenschaften wie Wagnis oder Wogeno. Einen Überblick über die Wohnprojekte hat die Münchner Mitbauzentrale in der Schwindstraße, erreichbar unter 089 - 57 93 89 50.

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