Stadt München streicht hunderte Parkplätze in der Innenstadt: "Hilft niemandem"
München - Autos raus aus der Innenstadt, dafür mehr Flanierplatz für Fußgänger und breitere Radwege – die grün-rote Verkehrswende bringt auch 2023 viel Streit in die Stadt. Der eskaliert am TUM-Forschungsprojekt aqt (autoreduziertes Quartier) in der Au und Obergiesing – und erregt deutschlandweit Aufsehen.

Denn Mitte Juni streicht die Stadt dafür in der Kolumbus- und Landlstraße je 40 Parkplätze und sperrt Straßenstücke. Stattdessen werden Hochbeete und Sitzmöbel aufgebaut und Rollrasen verlegt. Vor Schlafzimmerfenstern steht plötzlich ein Riesen-Sandkasten. Anwohner, die sich übergangen fühlen, Party- und Kinderlärm beklagen und ihre Parkplätze zurück wollen, laufen Sturm. In der Straße fliegen Eier, Befürworter und erbitterte Gegner beschimpfen sich gegenseitig.

Streit um Verkehrswende in München 2023: Parkplatzabbau und Radwege sorgen für Unruhe
Selbst OB Dieter Reiter (SPD) lästert: "Ideologisch Parkplätze zu streichen, damit sie weg sind, hilft niemandem", teilt er im Juli gegen den grünen Koalitionspartner aus. Und rügt auch die eigenen Genossen, die mitgestimmt haben, dass an der Elisenstraße auf 500 Metern ein "Luxusradweg" für 13,8 Millionen Euro gebaut werden soll – auch auf Kosten von 75 Parkplätzen. Eine Anwohner-Klage gegen das Kolumbusstraßenprojekt landet vorm Verwaltungsgericht. Der Verkehrsversuch, der bis 31. Oktober hätte laufen sollen, wird eine Woche früher vorzeitig abgebrochen.
Und auch der Luxusradweg kommt noch mal auf den Prüfstand. Grün-Rot beschließt – auch mangels Geld –, künftig einfacher und günstiger zu bauen. Beim Umsetzen der zwei Bürgerentscheide zum Radwegausbau (aus 2019) kommt die Stadt ohnehin nur schleppend voran. Von 65 Wunsch-Strecken werden 2023 nur zwei Abschnitte fertig und zwei sind begonnen. Keine Glanz-Bilanz.
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