Stadt München rettet 1064 Wohnungen

Platz für Mieter statt für neue Büros oder Arztpraxen: Das ist das Ziel einer Satzung, die Umwandlungen verhindern soll – eine Erfolgsbilanz.
München - Zum Beispiel in der Frauenstraße 4. Da haben früher Mieter gewohnt. Jetzt entsteht an selbiger Adresse ein so genanntes „Living-Hotel”, 32 Appartements mit zusätzlichem Service. Dass ohnehin schon knapper Wohnraum in München in Gewerbe umgewandelt wird, lässt sich rechtlich nicht immer verhindern. Auch wenn die Stadt bemüht ist, Wohnungen zu erhalten.
Dazu hat sie ein Instrument mit einem sperrigen Namen: die Zweckentfremdungs-Verordnung. Jährlich wird dem Stadtrat eine Bilanz vorgelegt, wie viele Räumlichkeiten damit gerettet werden konnten. Weil Anträge auf eine Umwandlung abgelehnt wurden. Oder weil die Stadt Antragsteller verpflichtete, verlorene Wohnungen durch Neubau zu ersetzen – möglichst auf demselben Grundstück und im Zeitraum von drei Jahren.
Die Bilanz des Sozialreferats zeigt: Innerhalb von fünf Jahren ist es damit gelungen, Wohnraum in der Größenordnung eines kompletten Neubaugebiets, etwa des Siemens-Geländes in Obersendling, vor der Zweckentfremdung zu schützen. Viel Platz für Mieter, die ansonsten lukrativeren Arztpraxen oder Büros hätten weichen müssen.
Von 2007 an bis zum vorigen Jahr konnten exakt 1046 Wohnungen mit einer Gesamtfläche von 66548 Quadratmetern bewahrt werden. Allein im vorigen Jahr waren es 183 Bleiben.
Das spart der Stadt auch Geld. Das Sozialreferat hat errechnet, wie viel: Von 100 Millionen Euro ist in dem Bericht die Rede. Denn für jede Neubauwohnung mit Sozialbindung müssten rund 100000 Euro ausgegeben werden.
Manche Eigentümer probieren es einfach. In 107 Fällen kamen ihnen die Außendienstmitarbeiter der Behörde aber auf die Schliche. Allein im vorigen Jahr überprüften sie 20748 Wohnungen. Andere Eigentümer änderten ihre Pläne nach einer Beratung nochmal und zogen ihren Antrag auf eine Zweckentfremdung zurück.
Bei 60 Wohneinheiten gab die Stadt aber ihren Segen für die Umwandlung in Gewerbe. Am liebsten wohl dann, wenn dort eine Krippe entstanden ist.