Stadt München gab geschätztes Wahlergebnis raus

Weil in manchen Wahllokalen in München die Auszählung zu lange dauert, verschickt die Stadt geschätzte Ergebnisse. Der Landeswahlleiter ist erstaunt.
von  Florian Zick
Anstehen, wählen – und zählen lassen. Aber ob das gemeldete Ergebnis erstmal nur eine Schätzung ist?
Anstehen, wählen – und zählen lassen. Aber ob das gemeldete Ergebnis erstmal nur eine Schätzung ist? © dpa

München - Wer sich das Münchner Endergebnis der Landtagswahl angeschaut hat, konnte schon ein bisschen stutzen: Die Zahlen wichen teilweise doch deutlich von dem ab, was das städtische Wahlamt in der Nacht auf Montag veröffentlicht hatte. Die Grünen zum Beispiel lagen bei 31,1 Prozent statt wie ursprünglich bei 30,3. Wie konnte es dazu kommen?

"Qualifizierte Schätzung"

Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) erklärt diese Diskrepanz auf AZ-Anfrage so: In München gebe es mit 954 eine stolze Zahl an Wahllokalen. Noch in der Wahlnacht alle Ergebnisse vorzulegen, sei nicht machbar. Um dennoch so schnell wie möglich ein vorläufiges Ergebnis präsentieren zu können, habe man bei einigen Stimmbezirken eine qualifizierte Schätzung vornehmen müssen.

Weil die Grünen dieses Mal so überraschend stark waren, irrlichterten die Zahlen allerdings ein bisschen umher. Die Schätzungen orientieren sich nämlich zum einen an den Ergebnissen der benachbarten Wahllokale, aber auch an den Wahlergebnissen der vergangenen Jahre. Und über 30 Prozent – das hatten die Grünen da nie geholt.

Landeswahlleiter zeigt sich erstaunt

Laut KVR handele es sich bei den geschätzten Ergebnissen um ein "übliches und bekanntes Vorgehen". Der Landeswahlleiter jedoch zeigte sich zumindest erstaunt über diese Münchner Praxis.

Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter war alles andere als erfreut über die Panne des KVR. "Ich nehme das Thema sehr ernst und habe den Kreisverwaltungsreferenten bereits aufgefordert, die Abläufe der Auszählung genau zu analysieren und zu prüfen, obweitere Maßnahmen zu veranlassen sind", sagte er der SZ. Während dem Wahlamt wohl unangenehme Gespräche ins Haus stehen, durfte man bei den Grünen noch einen Sekt aufmachen. Florian Roth, Chef der Rathaus-Grünen, zum Beispiel schrieb am Donnerstag, als das endgültige Ergebnis vorlag, bei Facebook: "Oh, amtliches Endergebnis in München noch besser."

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