Stadt bietet Ein-Zimmer-Wohnung für eine halbe Million Euro an

München - Falls Sie gerade zufälligerweise eine halbe Million Euro übrig haben, könnte Sie folgende Anzeige interessieren: Für 507.000 Euro könnten Sie eine 55 Quadratmeter große Ein-Zimmer-Wohnung an der Nymphenburger Straße kaufen - samt Tiefgaragenstellplatz, Balkon, Badezimmer mit Retro-Fliesen, Baujahr war schließlich schon 1972. Dafür befindet sich die Wohnung "in einem ruhigen Wohngebiet, zirka sechs Kilometer Luftlinie vom Marienplatz entfernt...", heißt es in der Anzeige.
Inserat der Stadt München
Warum die AZ darüber berichtet? Nicht, weil das Inserat den Benzin-Duft verschweigt, der durchs Fenster in die Wohnung strömen könnte - sie befindet sich schließlich direkt über einer Tankstelle. Sondern, weil es sich bei dem Verkäufer nicht um irgendeine x-beliebige Immobilien-GmbH handelt - sondern um die Stadt München.
Eigentlich sollte mehr gekauft werden
Dabei betont die Mehrheit im Stadtrat regelmäßig, wie wichtig es wäre, dass die Stadt wieder die Möglichkeit bekommt, Wohnungen zu kaufen. Denn seit einer Gerichtsentscheidung vor fast einem Jahr ist es nicht mehr möglich, dass Kommunen Vorkaufsrechte ausüben. Davor kaufte die Stadt immer häufig: Alleine 2020 gab die Stadt 146,58 Millionen Euro für 21 Immobilien aus. Nun gibt die Stadt anscheinend eine Wohnung aus der Hand. Was steckt dahinter?
Warum wird die Wohnung verkauft?
Details kann die Stadt gestern nicht nennen. Ein Sprecher des Kommunalreferats, das den Verkauf der Wohnung auf seiner Instagram-Seite bewirbt, teilt mit: Es handelt sich um keine Wohnung des Kommunalreferats. Die Wohnung gehöre einer Stiftung, die vom Sozialreferat verwaltet wird. Das Sozialreferat wiederum habe das Kommunalreferat mit dem Verkauf beauftragt.
Nur Paris ist teurer
Fragen bleiben. Zum Beispiel, warum die Stadt die Wohnung auf dem freien Markt verkauft - in der Preisklasse, in der es ein Immobilienunternehmen beim Zustand der Wohnung wohl auch tun würde. Ein Quadratmeter in der 70er-Jahre-Wohnung über der Tankstelle kostet schließlich fast 9.300 Euro. Bei 10.500 Euro pro Quadratmeter lag zuletzt der durchschnittliche Kaufpreis - wohlgemerkt für den Erstbezug in Neubauwohnungen. In Europa gilt nur Paris als teurer.
Empörung auf Instagram
Eine Instagram-Nutzerin, die die Anzeige gesehen hat, ist über den Verkauf jedenfalls empört: "Wir Studenten und Auszubildenden bekommenen keine Wohnung, aber die Landeshauptstadt München hat ja anscheinend genug. Ich fühle mich mal wieder voll verarscht."