Stadelheim-Ausbruch: So funktionierte die Flucht des Porsche-Mörders

Im Februar gelingt einem wegen Mordes angeklagten Mann die Flucht aus der JVA Stadelheim: Jetzt erklärt die Staatsanwältin, wie es dazu kommen konnte.
John Schneider
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.Der als "Porsche-Mörder" bekannte Häftling konnte am 9. Februar 2021 aus der Haftanstalt Stadelheim fliehen.
.Der als "Porsche-Mörder" bekannte Häftling konnte am 9. Februar 2021 aus der Haftanstalt Stadelheim fliehen. © Frank Leonhardt/dpa

München - David H., der sich derzeit wegen Mordes vor dem Landgericht verantworten muss, war am 9. Februar der spektakuläre Ausbruch aus Stadelheim gelungen. Anne Leiding, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft München I erklärte am Donnerstag in einer virtuellen Presserunde, wie die Flucht gelingen konnte.

"Porsche-Mörder" soll Mithäftling mit Tabak bestochen haben

Dazu brauchte es vor allem einen Helfer. Tatsächlich soll David H. in der Gefängniswerkstatt mit einem Häftling (23) zusammengearbeitet haben, der in Nürnberg unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung zu sechs Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden war.

H., auch bekannt als "Porsche-Mörder", weihte den 23-Jährigen in seine Fluchtpläne ein und bat ihn um Mithilfe. Dafür versprach er ihm vier bis fünf Packungen Tabak. "Das ist die Währung im Gefängnis", erklärte Anne Leiding.

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Flucht durch Kiste in Transportwagen

Die Gelegenheit zur Flucht ergab sich dann am 9. Februar durch den Abtransport des in der Werkstatt hergestellten Kinderspielzeugs. In einem Lagerraum, in dem die gepackten Kisten bereits auf Paletten gestapelt auf die Abholung warteten, schnitt er die Böden aus drei Kartons heraus, um darin Platz zu finden.

Anne Leiding: "In einem von den Mitgefangenen und Wachbeamten unbeobachteten Moment zog der Mann seine Gefangenenkleidung aus, unter die er am Morgen bereits heimlich zivile Kleidung angezogen hatte, und legte diese mit einem Abschiedsbrief auf einen verdeckten Stapel zusammengelegter Kartons." An wen der Brief adressiert war, ließ Leiding offen.

Fluchthelfer bestreitet Mithilfe

Der nun wegen Gefangenenbefreiung angeklagte Mann soll ihm geholfen haben, sich in den Kartons zu verstecken und zur Tarnung noch einen weiteren auf die drei Kartons draufgestellt haben.

Der Lkw fuhr ab. Als der Laster seine Geschwindigkeit verringerte, sprang David H. aus dem Wagen und ließ sich von gutgläubigen Autofahrern als Anhalter zur nächsten S-Bahn-Station bringen. Kurz darauf wurde er jedoch von Polizisten in Zivil erkannt und festgenommen.

Nach Angaben Leidings hat David H. die Angaben, ihm sei geholfen worden, inzwischen wieder zurückgezogen. Der als Fluchthelfer angeklagte 23-Jährige bestreitet seine Mithilfe, wird sich dennoch vor Gericht den Vorwürfen stellen müssen.

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8 Kommentare
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  • Der wahre tscharlie am 20.05.2021 20:07 Uhr / Bewertung:

    Entschulding, aber eine Frage habe ich dann doch.
    Wie kam der Gefangene an die private Kleidung, wenn man die eigentlich in der Kleiderkammer abgeben muß, wenn man die Gefängniskleidung erhält?

    Und für fünf Päckchen Tabak? grinsen

  • Hundekrawatte am 20.05.2021 22:56 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Du hast Insiderwissen? 🤣

  • Dugi am 21.05.2021 05:41 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Der Mann sitzt zwar im Gefängnis aber vermutlich in U-Haft. Da der Grundsatz gilt, dass man als unschuldig gilt bis zu einer Verurteilung, darf er als U-Häftling vermutlich seine private Kleidung tragen bzw. hat zumindest Zugriff drauf. Da ist wahrscheinlich nichts auszusetzen dran.

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