Stadelheim: 1500 Handys in der JVA sichergestellt

Häftlinge telefonieren viel und machen üble Späße mit ihren neuen Zellengenossen, bringen ihnen "Gitarre spielen und das "Radfahren" bei. Ein Prozess gibt Einblick hinter die Mauern der JVA Stadelheim.
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Nicht ganz so undurchlässig wie es scheint: Die Mauern der JVA Stadelheim.
dpa Nicht ganz so undurchlässig wie es scheint: Die Mauern der JVA Stadelheim.

MÜNCHEN - Häftlinge telefonieren viel und machen üble Späße mit ihren neuen Zellengenossen, bringen ihnen "Gitarre spielen und das "Radfahren" bei. Ein Prozess gibt Einblick hinter die Mauern der JVA Stadelheim.

Zweiter Prozesstag im Fall einer Misshandlung in der JVA Stadelheim: Tonda Sch. (35, Anwalt Thomas Pfister) soll in einer Gemeinschaftszelle einen 28-Jährigen geschlagen, erpresst und genötigt haben. Vor dem Landgericht behauptet der Angeklagte: „Wir wollten nur ein bisschen Spaß haben. Das hat er nicht verstanden.“

Was die Häftlinge in Stadelheim unter Spaß verstehen und wie viele Handys in Zellen sichergestellt wurden, erklärte ein JVA-Bediensteter: „1500 Handys haben wir in letzten Zeit bei den Gefangenen gefunden. In Sachen Handy-Sicherstellung liefern wir uns gerade einen Wettlauf mit der JVA Bernau. Wir führen momentan. In Bernau wurden heuer 36 Handys beschlagnahmt und bei uns 38.“

Die alteingesessenen Häftlinge machten mit den Neulingen auch ihre Späße. Wenn einer droht: „Ich bringe dir das Gitarre spielen bei.“ Vorsicht , dann wird’s heiß!

Sobald der Häftling eingeschlafen ist, legt man ihm die rechte Hand auf den Bauch und steckt Zigarettenpapier zwischen die Finger. Das Papier wird angezündet. Erreicht die Hitze die Haut, zuckt wegen der Schmerzen im Schlaf die Hand auf dem Bauch rauf und runter – wie beim Schlagen einer Gitarre.

Das Gleiche passiert, wenn im Knast gedroht wird: „Ich bringe dir das Fahrrad fahren bei.“ Dabei wird das Zigarettenpapier zwischen die Zehen gesteckt. Die unangenehmen Schmerzen versucht der Schlafende, mit Strampelbewegungen weg zu kriegen. Die Beinbewegung ähnelt dabei dem Tritt in die Pedale.

Durch seine Späße mit Mitgefangenen steht für Tonda Sch., der wegen einer Verkehrssache einsitzt, viel auf dem Spiel. Ihm droht wegen der vielen Vorstrafen die Sicherungsverwahrung. Das bedeutet: lange Haft. th

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