Staatsanwalt fordert Lebenslange Haft für Josef S.

"Ich bin noch nie vor Gericht gestanden und das mit 91 Jahren." Das waren die Schlussworte des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Josef S. vor dem Münchner Schwurgericht. Der Staatsanwalt fordert eine lebenslange Freiheitsstrafe.
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MÜNCHEN - "Ich bin noch nie vor Gericht gestanden und das mit 91 Jahren." Das waren die Schlussworte des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Josef S. vor dem Münchner Schwurgericht. Der Staatsanwalt fordert eine lebenslange Freiheitsstrafe.

„Es ist traurig, dass ich so viele Wochen diesem Hause opfern musste. Ich bin noch nie vor Gericht gestanden und das mit 91 Jahren. Ich habe für das Vaterland gedient und werde dafür nach 65 Jahren vor Gericht gestellt“ – das waren die letzten Worte des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Josef S. (90) vor dem Münchner Schwurgericht.

Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft München I die Höchststrafe für den Angeklagten gefordert: lebenslange Freiheitsstrafe wegen 14-fachen Mordes. Die Ermittler sind sich sicher, dass der Angeklagte im Zweiten Weltkrieg in der Toskana den Befehl für ein Massaker gegeben haben soll. Der Angeklagte selbst bestreitet, dass er am 26. Juni 1944 als Kompanieführer des Gebirgs-Pionierbataillons 818 in Falzano di Cortona den Befehl zur Erschießung von vier Zivilisten und zur Sprengung eines Bauernhauses gegeben haben soll - dabei starben zehn Zivilisten.

Die Verteidigung forderte einen Freispruch: „Es wurde einseitig ermittelt und jedes entlastende Detail nicht beachtet.“

Vor den Plädoyers wurden noch Zeugen gehört. Sie widersprachen dem Hauptbelastungszeugen Eugen Sch. (64). Der Schreiner und Berufschullehrer hatte im Radio von dem Kriegsverbrecher-Prozess gehört und sich damals gleich gedacht, dass dies sein ehemaliger Chef Josef S. sein könnte. Im Prozess sagte er dann: „Bei einer Betriebsfeier in den 70er Jahre hatte er damit geprahlt, das er im Krieg 14 Menschen erschossen und in die Luft gesprengt hat.“

Dem widersprachen frühere Mitarbeiter aus der Schreinerei des Angeklagten. Rentner Anton H. (74) empörte sich über Eugen Sch.: „Der ist ein Aufschneider, hat jeden in der Firma verpetzt. Selber hat er nichts gekonnt.“ Wahr sei, dass Josef S. oft über seine Kriegserlebnisse geplaudert habe. Aber keiner der drei Zeugen will vom Angeklagten etwas über das Massaker gehört haben.

Am 11. August, 9 Uhr, verkündet das Schwurgericht sein Urteil. th

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