Spürnasen auf Drachenjagd

Bei der München-Tour „Gut gebrüllt, Löwe!“ werden Kinder zu echten Stadtdetektiven.
Munteres Murmeln an der Mariensäule: „Oh, das ist eine schwierige Frage!", „Ich weiß meine Antwort schon", „Darf ich noch eine Karte ziehen?" Aufgeregt drängeln sich Angelina (9), Andreas (11), Alenka (6), Yunas (8) und ihre Freunde um Astrid Herrnleben (40). Sie alle sind heute kleine Detektive und haben eine Mission: Sie wollen während der zweistündigen Stadtführung „Gut gebrüllt, Löwe!" alles über Münchens Vergangenheit herausfinden und vor allem die Rätsel auf ihren Fragekarten knacken.
Und sie wollen wirklich. Nichts erinnert an trockene Geschichtsstunden in der Schule, die Kinder kleben vom ersten Moment an Astrids Lippen. Los geht es – wie könnte es bei einer Führung zum 850. Stadtgeburtstag anders sein – mit der Salz-Story. Im Mittelpunkt steht Heinrich den Löwe, der der Legende nach die Föhringer Isarbrücke des Freisinger Bischofs niederbrennen ließ, um die Salzhändler nur bei sich den Fluss überqueren zu lassen – und so die Maut allein zu kassieren. Warum Salz damals so wertvoll war, will Astrid wissen. Die Finger schnellen in die Höhe, die Kinder rufen durcheinander. „Weil's jeder braucht", „Weil's damals keine Kühlschränke gab", „Weil's nicht überall welches gibt".
Eine erfundene Geschichte?
Ein bisschen länger müssen die Kleinen nachdenken, als Astrid fragt, wie sie an Stelle von Friedrich Barbarossa im Augsburger Schied (14. Juni 1158) den Brückenstreit entschieden hätten. „Die neue Brücke abreißen?", „Die alte wieder aufbauen und beide benutzen?", „Das Geld teilen?" Die Detektive sind sich uneins, diskutieren – bis Astrid die Lösung verrät: Heinrich durfte seine neue Brücke behalten, musste fortan aber ein Drittel seiner Einnahmen an Freising zahlen. Damals wurde München zum ersten Mal schriftlich erwähnt (Astrid hat eine Kopie des alten Pergaments dabei), der 14. Juni gilt deshalb als offizieller Stadtgründungstag.
Dann an der Ecke zur Weinstraße (dem „Wurmeck") entdecken die Kinder einen Drachen am Rathaus. „Der soll der Sage nach die Pest in die Stadt gebracht haben und mit Kanonenschüssen vertrieben worden sein. Obwohl die Pest damit verschwunden war, wagte sich niemand auf die Straße. Da zogen die Schäffler los, führten Tänze auf und lockten so die Bewohner aus ihren Wohnungen", erzählt Astrid. Eine erfundene Geschichte? Die Kinder grübeln, überlegen, rätseln. Sie lieben solche Geschichten – doch einige von ihnen zweifeln am Wahrheitsgehalt der Sage.
Ob später am Alten Peter (der zweimal auf mysteriöse Weise eingestürzt ist und von einer Kanonenkugel getroffen wurde, die die Kinder im Gemäuer finden müssen), in der Heiliggeistkirche (in deren Deckengemälde sich ein „Breznreiter" versteckt hat) oder beim Affentürmchen im Alten Hof: Immer hat Astrid eine Geschichte parat, sie zeigt Bilder und geht auf jede Frage ein. Kein Wunder, dass am Ende alle Detektive mit einem Schokoriegel belohnt werden, weil sie ihre Aufgabe locker lösen können. Sie sind sich einig: „Das ist jetzt überhaupt nicht mehr schwierig!"
Auf einen Blick
„Gut gebrüllt, Löwe!", „Grauslige G'schichten", „Ruppige Ritter" und „Prinzessin auf der Erbse": Zu vier Themen können sich die Kinder bei den „Stadtdetektiven" auf Spurensuche begeben (Dauer: jeweils eineinhalb bis zwei Stunden). Die Führungen richten sich an Kinder zwischen 5 und 16 Jahren. Sie können täglich nach Absprache mit Astrid Herrnleben (0162/364 2649 oder 27375637) stattfinden.
Preise:: 8 - 12 Kinder: 10 Euro pro Kind, 5- 7 Kinder: 12 Euro pro Kind, 1- 4 Kinder: Preis nach Absprache, Schulklassen: 150 Euro pro Klasse. (Begleitpersonen sind immer kostenlos.) Mehr Infos: www.stadtdetektive.com