Sport Scheck-Mitarbeiter angeblich rausgeekelt

Ältere Mitarbeiter bei Sport Scheck werden systematisch rausgeekelt, berichtet die Gewerkschaft.
MÜNCHEN Mitarbeitergespräch bei Sport Scheck: Der Personalchef und sein Bereichsleiter kommen ohne große Umschweife zu Wort. „Wir wollen nicht über Ihre Leistung reden“, sagen sie zu dem 52-jährigen Verkäufer. Der Mitarbeiter habe keinen Anlass zur Kritik gegeben, aber er solle trotzdem gehen: „Sie passen nicht mehr zu uns.“
Aus, vorbei. Der Beschäftigte und Betriebsrat wurde sofort von der Arbeit freigestellt – ohne weitere Begründung, berichtet Georg Wäsler von der Gewerkschaft Verdi, der bei der Unterredung am vergangenen Dienstag mit dabei war. „Das war jenseits von Gut und Böse.“
Und es war kein Einzelfall, berichtet er. Im nächsten Jahr zieht Sport Scheck vom Stammhaus in der Sendlinger Straße (zurzeit rund 150 bis 160 Beschäftigte ) ins schicke neue Domizil in der Neuhauser Straße. Der Konkurrent Sport Schuster bietet weitläufige Verkaufsräume – da muss Sport Scheck nachziehen.
Offensichtlich plant das Unternehmen gleichzeitig mit dem Umzug eine Verjüngung seiner Verkaufsmannschaft. „Man wünscht sich einen neuen Auftritt des Personals“, berichtet Wäsler. Mit anderen Worten: Wer zu alt ist, um das Ideal des ewig jungen Sportlers zu verkörpern, stört das Erscheinungsbild. An die zehn bis 15 Mitarbeitergespräche habe es in den letzten acht Wochen gegeben, berichtet Wäsler, allesamt mit dem Ziel, die Betroffenenen mit mehr oder minder sanftem Druck hinauszuekeln.
Willkommener Nebeneffekt, wenn Beschäftigte dem Druck nicht standhalten und gehen: Altgediente Kräfte, die Anspruch auf höhere Löhne haben, können durch Neulinge ersetzt werden, die weniger verdienen und damit die Bilanz des Sportartikelhändlers weniger belasten. In seinem Bestreben, Mitarbeiter loszuwerden, schrecke Sport Scheck auch nicht vor unappetitlichen Maßnahmenzurück, heißt es bei der Gewerkschaft.
So geschehen bei einem 54-jährigen alleinerziehenden Familienvater. Äußerst kurzfristig, so dass der Betreffende davon kaum etwas habe mitbekommen können, habe das Unternehmen den Dienstplan geändert. „Bisher gab es eine Vereinbarung, dass ich nie gleichzeitig mit der Mutter meines dreijährigen Sohnes arbeite“, berichtete Lucio Rudari der AZ. „Ich habe nicht im Geringsten damit gerechnet, dass ich auf einmal an einem Wochentag, an dem ich sonst nie arbeite, im Dienstplan stehe.“
Rudari erschien nicht zur Arbeit – prompt kam die fristlose Kündigung. Die Gewerkschaft vermutet, man habe dem Mitarbeiter bewusst eine Falle gestellt. „Schon im August hat man mir gesagt, das Unternehmen wolle sich von mir trennen“, sagt auch Rudari. Bei Sport Scheck will man zu den Vorwürfen nichts sagen. Der Personalchef lehnte auf Anfrage der AZ einen Kommentar ab, die Pressestelle teilte lapidar mit: „Zu personellen Einzelmaßnahmen nimmt Sport Scheck keine Stellung. Die Vermutung, dass bei SportScheck ein systematischer Austausch von älteren Mitarbeitern stattfindet, ist nicht zutreffend.“ sun