Spitzel-Affäre bei Lotto Bayern
Nach Lidl und der Telekom ist nun auch die staatliche Lotto-Verwaltung in Bayern unter Spitzelverdacht geraten. Die Behörde soll Detektive eingesetzt haben, private E-Mails wurden illegal ausgespäht.
MÜNCHEN Die Lotto-Verwaltung in Bayern soll ein Detektivbüro auf zwei Personen angesetzt haben, um Informationen für einen Zivilprozess zu erhalten. Dabei sei auch der private E-Mail-Verkehr eines der beiden Betroffenen ausgespäht worden. Erwin Horak, Präsident von Lotto Bayern, bestätigte gestern gegenüber der AZ den Einsatz der Detektive, sagte aber, dass man die Detektei ausdrücklich darauf hingewiesen habe, sich nur im gesetzlichen Rahmen zu bewegen: „Alles sollte nach Recht und Ordnung geschehen“, so Horak.
Seit Jahren geht die Lotterieverwaltung immer wieder gerichtlich gegen Rudolf B. vor, der zwei Lotto-Annahmestellen im mittelfränkischen Schwabach betreibt. Horak wirft dem Mann vor, mit einem privaten Lottovermittler zusammengearbeitet und dabei Provisionen in Millionenhöhe kassiert zu haben. „Unsere Versuche, die Annahmestelle im Rahmen einer Revisionsprüfung zu überprüfen, scheiterten am Hausrecht“, sagte Horak, „die Detektei sollte für uns weitere Informationen und Beweise für den Zivilprozess beschaffen“.
Allerdings beschränkten sich die Münchner Detektive nicht nur darauf, selbst zu spionieren. Sie nahmen im Oktober 2006 auch ohne Wissen der Lotterieverwaltung Kontakt zu dem Detektiv HansR. in Wassertrüdingen auf. Der Chef der Münchner Detektei habe ihn beauftragt, drei E-Mail-Adressen anzuzapfen und auf Hinweise für eine Zusammenarbeit von B. mit einem privaten Spielevermittler zu überprüfen, sagte Hans R. „Jetzt schau mal, dass du da nei kommst“, sei ihm gesagt worden.
Dem Detektiv soll es mittels eines E-Mail-Virus gelungen sein, über eine der ihm genannten Adressen den Computer von Sven Z., einem Geschäftspartner von Rudolf B., zu knacken. Der Detektiv versicherte, er habe aber auf dem Rechner nichts von Bedeutung entdeckt.
Lotterie-Chef Horak betonte im Gespräch mit der AZ, er habe nichts von diesen Ermittlungsmethoden gewusst und halte das Vorgehen der Detektive für „völlig indiskutabel“. Deshalb habe man bei der Staatsanwaltschaft Ansbach auch sofort Anzeige erstattet: „Wir wollen eine lückenlose Aufklärung.“
Die Lotterieverwaltung beschäftigt nach eigenen Angaben bereits seit einigen Jahren das Detektiv-Büro in München. „Dabei ging es allerdings lediglich darum, die Einhaltung des Jugendschutzes in den Annahmestellen zu überprüfen“, sagte Horak. Die Bespitzelung von Rudolf B. sei aber ein einmaliger Vorfall gewesen. Zudem sei die Zusammenarbeit mit der Münchner Detektei nach dem Vorfall mittlerweile abgebrochen worden.
Die Landtags-Grünen zeigen sich dennoch entsetzt. Der Grünen-Abgeordnete Martin Runge forderte am Samstag „unverzüglich personelle und organisatorische Maßnahmen“ bei der Lotterieverwaltung und im Ministerium. Lotto Bayern ist direkt dem bayerischen Finanzministerium unterstellt. Es müsse eine umfassende Aufklärung der Vorgänge und ein Ende des illegalen Geschehens geben, sagte Runge.
D. Aschoff, U. Meyer