Spiegel-Aktion: Gegen die Auto-Stadt
München - Autobahnen quer durch Altbau-Gebiete, Parkplätze auf historischen Plätzen: In den 60er- und 70er-Jahren gab es viele Ideen, auf die man heute fassungslos schaut. Das Ziel: die „autogerechte Stadt“.
Dazu passte der – umgesetzte – Plan, den Mittleren Ring quer durch den Englischen Garten rollen zu lassen. Am Kleinhesseloher See braust ein Auto nach dem anderen vorbei, der weltbekannte Park ist zerschnitten. Aus heutiger Sicht ein Wahnsinn. Die Schwabinger Architekten Hermann Grub und Petra Grub-Lejeune kämpfen seit Jahren dafür, den oberirdischen Park wiederzuvereinen, indem der Autoverkehr in einen Tunnel verlegt wird.
5 Millionen Euro Spendengelder wollen sie für den Bau sammeln. Ein ambitionierter Plan. Für den sie im Mai mit einer spektakulären Aktion werben wollen. Vor der Feldherrnhalle soll ein riesiger Spiegel aufgestellt werden. Noch ist der nicht genehmigt, aber falls die Stadt ihr „OK“ gibt, werden die Autofahrer auf der Ludwigstraße tagelang nicht auf die Altstadt schauen, sondern auf Autos im Spiegel – so, als hätte die Stadt sich entschieden, Residenz- und Dienerstraße für den Verkehr freizugeben.
Es schaut dann so aus als führe die Ludwigsstraße sechsspurig durch die Innenstadt
Fußgängerzone nicht dem Autoverkehr geopfert
Die Aktion solle eine „Hommage“ sein, sagt Petra Grub-Lejeune. Dafür, dass die Stadt diese Fußgängerzone nicht dem Autoverkehr geopfert hat. In der Ankündigung zur Aktion heißt es: „Die hier vorgespiegelte Veränderung würde einen Sturm der Entrüstung auslösen: Die Ludwigstraße führt sechsspurig durch die Innenstadt. Feldherrnhalle und Theatinerstraße fallen zum Opfer.“
An der Poccistraße: München bekommt einen neuen Südbahnhof
Die Grubs hoffen auf einen Beschluss des Stadtrats, um besser um Spenden werben zu können. Einst hieß es aus dem, Rathaus stets, ein erheblicher Beitrag für das Projekt müsse von privater Seite kommen.
Nachdem der Freistaat 35 Millionen Euro für die 125-Millionen-Euro-Röhre fest zugesagt hat, klingt das schon anders. Bürgermeister Josef Schmid (CSU) sagt der AZ: „Es wird nicht entscheidend sein, wie viel Geld gespendet wird.“ Aus seiner Sicht gebe es „keine Alternative“ mehr.
Die derzeitige Lösung mit drei schmalen Spuren an der Ifflandtraße ist nur provisorisch genehmigt. Ausgebaut werden muss so oder so – oberirdisch oder unterirdisch. Ein Ausbau im Park ist nicht vorstellbar. Die Zeiten der „autogerechten Stadt“ sind vorbei. Schmid kündigt den Stadtrats-Beschluss noch vor dem Sommer an. Das Rathaus meint es offenbar ernst.
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