Spezl von Monika Gruber: Kabarettist Roland Hefter kandidiert bei der Landtagswahl für die SPD

München - Zur Zeit kann man auf den Straßen viele Namen lesen, von denen man bis vor Kurzem noch nie etwas gehört hat. Sie haben Eins gemeinsam: Sie wollen in den Landtag. Ausgerechnet ein Name fehlt: Der Kabarettist und Liedermacher Roland Hefter tritt für die SPD an. Aber das hat bisher kaum jemand mitbekommen, obwohl er Tausende Fans hat. Was hat es damit auf sich? Die AZ hat sich das von Hefter im Münchner Rathaus erklären lassen. Denn seit 2020 sitzt er für die SPD im Stadtrat.
Als Löwenfan hätte er gern Platz 60 auf der Landesliste der SPD gehabt, sagt Hefter. Aber so viele Kandidaten nominierte die SPD gar nicht. Also wurde es Platz 58, der letzte auf der Liste. Aussichtslos ist der trotzdem nicht. 13.000 bis 15.000 Zweitstimmen müsste er bekommen, schätzt Hefter. Knapp 50.000 Menschen folgen ihm bei Facebook, mehr als zehnmal so viele wie dem SPD-Spitzenkandidaten Florian von Brunn.
Wahlkampf auf der Bühne: Roland Hefter spielt zusammen mit Monika Gruber
In den nächsten Wochen spielt Hefter um die 30 Konzerte in Bayern – als Support für die Kabarettistin Monika Gruber, aber auch auf dem Oktoberfest. Wenn nur ein Teil der Fans in der Wahlkabine das Kreuz bei ihm macht, könnte es womöglich doch klappen mit dem Einzug in den Landtag.
Florian von Brunn nennt die Kandidatur einen "klugen Schachzug der Partei". "Roland Hefter spricht Menschen an, die wir sonst nicht so leicht erreichen", glaubt von Brunn. Und Roland Hefter glaubt das auch – obwohl auch weiterhin keine Plakate von ihm aufgehängt werden sollen.

Roland Hefter findet: Die SPD hat sich zu einer Studiendirektoren-Partei entwickelt
Nach seinen Konzerten nehme er sich Zeit, mit den Menschen zu sprechen. "Und da höre ich immer wieder: Die SPD ist keine Partei für einfache Leute mehr. Sie hat sich zu einer Studiendirektoren-Partei entwickelt", meint Hefter. Das liege auch an der Sprache der Politiker.
Dass er die für elitär hält, kritisierte Hefter Anfang des Jahres: In einem Musikvideo hüpfte er vor dem Rathaus herum und sang davon, dass ihn "tatütata die Genderpolizei" verhaftet – weil, weiß doch jeder, es heißt "Bürger*innensteig". Auch Onkel*innen", "Samenspender*innen" und "Depp*innen" kamen in dem Lied vor.
Scharfe Kritik nach Musikvideo: Roland Hefter schmerzt der Vergleich mit der AfD
Die Chefin der SPD im Münchner Stadtrat Anne Hübner verwies damals zwar auf die Kunstfreiheit. Allerdings wurde Hefter im Netz auch als Nazi beschimpft, ein Grünen-Stadtviertel-Politiker fragte, ob er sich unter "braunem Abschaum wohlfühle". Hefter ist darüber noch immer bestürzt: "Mit der AfD verglichen zu werden, ist unterste Schublade." Mit den Grünen möchte er deshalb möglichst wenig zu tun haben, sagt er.

Und nicht nur beim Thema Sprache hat Hefter eine andere Meinung als die Grünen – und die eigene Partei. Hefter kämpfte dafür, dass Wirte ihre Heizstrahler behalten dürfen. Die grün-rote Rathaus-Mehrheit verbat sie. Er setzte sich dafür ein, dass die Anwohner im Tal ihre Parkplätze behalten können – während der Plan eigentlich ist, dort eine Fußgängerzone zu schaffen.
Und auch den Verkehrsversuch in der Kolumbusstraße, wo eine Gruppe Forscher auf Parkplätze Rollrasen legte und Möbel aufstellte, kritisierte Hefter in der "Bild"-Zeitung: "Solche Maßnahmen über die Köpfe der Anwohner hinweg führen zu Politikverdrossenheit und spalten die Menschen. Da braucht man sich nicht zu wundern, dass die AfD starken Zuspruch bekommt."
Hefter ist nicht immer auf Kurs mit der SPD: "Ideologische Politik führt dazu, dass Menschen die AfD wählen"
Und so etwas Ähnliches sagt er im Gespräch mit der AZ wieder: "Ideologische Politik, die die Menschen nicht nachvollziehen können, triggert die Menschen und führt dazu, dass sie aus Frust die AfD wählen." Und er findet auch: "Irgendwo müssen die Menschen parken und am Schluss sollen nicht die mit weniger Geld, die sich keine Tiefgarage leisten können, die Arschkarte haben."
Wäre einer, der so denkt, nicht besser bei der CSU aufgehoben? Hefters "menschliche Art", finde er gut, meint der Chef der SPD-Landtagsfraktion Florian von Brunn. Und: "Eine Volkspartei wie die SPD muss unterschiedliche Meinungen aushalten können."
Eine andere Partei als die SPD? Kommt für Roland Hefter nicht in Frage
Für Hefter kommt es nicht in Frage, für eine andere Partei zu kandidieren. Vor kurzem habe er das SPD-Parteibuch seines Großvaters gefunden, aus dem Jahr 1950. "Die SPD war schon immer meine Partei." Er sei großer Helmut-Schmidt-Fan. Im Stadtrat will Hefter bleiben, auch wenn es mit dem Landtag klappt. Zeitlich werde er das schaffen. Anders als andere Abgeordnete wolle er keine Zeit in die "Karriereplanung" innerhalb der Partei stecken.
Stattdessen wolle er so wie jetzt schon mit den Bürgern sprechen und daraus "Input" ziehen, "um Bayern noch schöner und noch besser zu machen". Die Betonung legt Hefter auf das Wörtchen noch. Denn so viel hat er an dem CSU-regierten Bayern gar nicht auszusetzen. Klar, dass Stromtrassen fehlen, dass die Wohnungsnot groß ist, fällt auch Hefter als Problem ein. Aber: "Bayern is so schee, des ist des scheenste überhaupt."