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Spendenmarathon: Münchner Student radelt zwölf Stunden für den guten Zweck

Auch in einer Stadt wie München gibt es zahlreiche Menschen, die keine Krankenversicherung besitzen und denen dadurch eine grundlegende medizinische Versorgung fehlt. Der Münchner Medizinstudent Louis Buchmann hat diese Menschen nun mit einer außergewöhnlichen Spendenaktion am vierten Advent unterstützt.
André Wagner |
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Der Münchner Medizinstudent will am 4. Advent zwölf Stunden am Stück für den guten Zweck  Rad fahren.
Der Münchner Medizinstudent will am 4. Advent zwölf Stunden am Stück für den guten Zweck Rad fahren. © Privat

München - Man mag es in einem Land, mit solch einem, im internationalen Vergleich, hervorragenden Gesundheitssystem kaum glauben, aber auch in Deutschland gibt es Menschen, die keine Krankenversicherung besitzen oder sich keine leisten können. Durch diesen Umstand fehlt es diesen Menschen dann an der grundlegenden medizinischen Versorgung. "Ein Unding", wie Louis Buchmann meint.

Um die Menschen in München, die davon betroffen sind, zu unterstützen, hat sich der 24-jährige Medizinstudent eine ganz besondere Aktion ausgedacht – einen Spendenmarathon auf dem Rad, ganze zwölf Stunden lang. Doch wie kommt man auf solch eine Idee?

"Da man sich während des Lockdowns ja nicht so mit seinen Freunden treffen kann, wie man es vielleicht gerne möchte, saß ich in den letzten Wochen vermehrt zuhause auf meinem Rad. Irgendwann kam dann die Idee auf, das Ganze mit einem guten Zweck zu verbinden und der Spendenmarathon war geboren", erklärt Buchmann seine außergewöhnliche Idee.

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Von 8 bis 20 Uhr wird  für den guten Zweck geradelt

Am Sonntagmorgen um 8 Uhr fiel der Startschuss, danach hieß es für Louis Buchmann zwölf Stunden kräftig in die Pedale treten. Der 24-Jährige fuhr dabei aber nicht durch die schöne bayerische Natur, über mit Bäumen gesäumte Alleen und vorbei an Wald und Wiesen – jedenfalls nicht in der realen Welt.

Vielmehr saß bzw. radelte Buchmann im Wohnzimmer seiner Wohnung in Haidhausen, den Blick auf seinen Laptop gerichtet, der mit der Hinterachse seines Rades verbunden ist. Darauf lief eine spezielle Sport-App, auf der Buchmann seinen Avatar radeln sehen konnte, während er selbst auch tüchtig in die Pedale trat – quasi eine Fahrradtour im Homeoffice.

Wer jetzt meint, Buchmann hätte nun einen halben Tag lang nur im ersten Gang auf ebener Strecke geradelt, liegt falsch. "Der Streckenverlauf wird von der App vorgegeben. Ist die Strecke eben, radelt es sich leichter, geht es aber den Berg hoch, dann wird auch der Widerstand bei meinem Rad höher und ich muss kräftig in die Pedale treten. Genauso läuft es dann auch leichter und schneller, wenn es abwärts geht", erklärt Buchmann.

Pünktlich um 8 Uhr begann Louis Buchmann am 4. Advent mit seinem Spendenmarathon.
Pünktlich um 8 Uhr begann Louis Buchmann am 4. Advent mit seinem Spendenmarathon. © Scrrenshot: YouTube

Auf YouTube konnte man Buchmann live verfolgen

Und wie bei den großen Spendenmarathon-Shows im TV, konnte man auch Louis Buchmann bei seiner sportlichen Aktion begleiten. Auf YouTube konnte man dem 24-Jährigen die vollen zwölf Stunden live zusehen. Auf einem Splitscreen sah man Buchmann und seinen App-Avatar radeln und dazu hatte man stets den aktuellen Spendenstand im Auge – fast schon professionell.

Vor dem Start der Aktion rechnete der 24-Jährige am Ende des Spendenmarathons mit einer Gesamtstrecke von etwas mehr als 300 Kilometern und das alles in den eigenen vier Wänden. Buchmann hatte sich vorgenommen, die vollen zwölf Stunden auf seinem Rad zu sitzen. Nur ein Grund hätte ihn dazu bewegen können, kurz mal aus dem Sattel zu steigen. "Wenn die Natur ruft, werde ich kurz mal absteigen, aber ansonsten will ich versuchen die gesamten zwölf Stunden auf dem Rad zu bleiben und zu radeln."

Am Ende hat es Buchmann tatsächlich geschafft, er trat zwölf Stunden lang kräftig in die Pedale! Am Ende kam er dabei auf eine unglaubliche Strecke von 333 Kilometern. Ein Beispiel zum Vergleich: Von München nach Karlsruhe sind es knapp 300 Kilometer Entfernung.

Der 24-Jährige wurde während seiner Aktion von seiner Freundin und seinem Bruder unterstützt. "Die beiden werden mich über den Tag mit Plätzchen versorgen und die Getränkeflaschen auffüllen". Selbstverständlich wird dabei großen Wert auf die Einhaltung der aktuellen Corona-Maßnahmen gelegt, wie der Medizinstudent betont.

Richtig hart trainiert hat Louis Buchmann für seine sportliches Vorhaben nicht wirklich, dennoch zeigte er sich im Vorfeld optimistisch, die volle zeitliche Distanz zu packen, denn für den 24-Jährigen ist nicht nur das Körperliche für den Erfolg entscheidend. "Ich fahre sehr gerne Rad und bin dieses Jahr sicher schon knapp 8.000 km gefahren, aber jetzt richtig auf die Aktion trainiert habe ich nicht. Ich habe mich eher mental darauf vorbereitet, denn es ist nicht nur eine körperliche, sondern auch eine mentale Sache. Ich bin zwar schon mal vier bis fünf Stunden am Stück mit dem Rad gefahren, aber zwölf Stunden sind dann doch eine ganz andere Hausnummer."

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Spendenziel wurde schnell erhöht

Körperliche Quälerei im Kerzenschein des besinnlichen Adventskranzes. Aber Buchmann weiß ganz genau, wofür er sich schindet, denn der spätere Spendenempfänger "Ärzte der Welt" sind für den jungen Münchner eine persönliche Angelegenheit. "Ich studiere selbst Medizin und mein Vater war bereits für 'Ärzte der Welt' aktiv. Als ich dann im Verlauf der Corona-Pandemie mitbekommen habe, wie viele Menschen es in München gibt, denen eine grundlegende medizinische Versorgung fehlt, habe ich beschlossen, für 'Ärzte der Welt' diesen Spendenmarathon auf die Beine zu stellen".

1.000 Euro hatte sich Buchmann als Spendenziel gesteckt, bereits am Samstagnachmittag, also bevor schon der erste Meter überhaupt geradelt wurde, sind fast 300 Euro auf das, extra für den Spendenmarathon angelegte, Konto eingegangen. Eine Tatsache, die Buchmann überrascht und durchaus mit Stolz und Freude erfüllt. "Ich war selbst erstaunt, dass schon so früh so viel Geld gespendet wurde. Mein eigentliches Spendenziel war eigentlich geringer, aber als ich das gesehen habe, habe ich auf 1.000 Euro erhöht. Ich Freude mich aber natürlich über jeden gespendeten Euro, der über diesem Ziel liegt." 

Die 1.000 Euro waren am Sonntag schnell erreicht, kurzerhand erhöhte Buchmann sein Spendenziel auf 7.000 Euro. Und auch dieses Ziel erreichte er nach zwölf Stunden locker: Denn am Ende kamen ganze 8.481 Euro zusammen!


Mit einer Spende werden die Projekte "Coronavirus: Unterstützung für Menschen ohne Zugang zum Gesundheitssystem" und "München – Medizinische Versorgung für Nichtversicherte" der internationalen humanitären Hilfsorganisation "Ärzte der Welt" unterstützt.

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5 Kommentare
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  • Sarkast am 20.12.2020 13:27 Uhr / Bewertung:

    >>>Auf einem Splitscreen sieht man Buchmann und seinen App-Avatar radeln<<<

    Ich wünsche den beiden viel Glück.
    Was bitte, ist ein Avatar?
    Von einem Splitscreen einmal abgesehen...

  • Der Biberax am 20.12.2020 10:43 Uhr / Bewertung:

    Ich verstehe nicht was für einen Unterschied es macht, ob er nun dabei radelt oder nicht. So was mag dann ziehen, wenn es eine Berühmtheit macht. Bei einem völlig unbekannten Studenten reicht es völlig, die Spendenaktion anonym ins Leben zu rufen. Wer spenden will, der wird auch dann spenden wenn unser Student die ganze Aktion unauffällig vom Sofa aus überwacht. Hier will einer eine Spendenaktion starten, ja, das stimmt. Aber er will sich dabei auch ganz unmißverständlich selber in Szene setzen.

  • am 20.12.2020 11:40 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der Biberax

    Na besser eine gute Aktion in Szene setzen und dafür werben (immerhin sind jetzt nach 3 Stunden schon über 3.600 € gespendet worden) als mit Missgunst und Neid davon abzulenken, dass man selber nichts auf die Kette bekommt (ausser rumnörgeln).

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