Speed-Dating: in 20 Minuten zum Azubi

MÜNCHEN - Es ging nicht um ein Liebes-Date, sondern um die berufliche Zukunft. Job-Verkuppelei in der Tonhalle: 1200 Münchner Schüler buhlten am Wochenende im Schnellverfahren um 1008 freie Ausbildungsplätze.
Sie alle haben sich schick herausgeputzt für ein Date – um eine Lehrstelle: 1200 Schüler sind am Samstag zur Ausbildungsbörse in die Tonhalle auf dem Gelände der Kultfabrik gekommen.
70 Unternehmen und Handwerksbetriebe aus der Region München waren vertreten und 1008 Lehrstellen zu vergeben.
Per „Speed-Dating“ lernten sich Firmen und Schüler im Schnellverfahren kennen: Die Bewerber hatten nur 20 Minuten Zeit, um sichbei den Personalchefs vorzustellen und ihre Vorzüge ins rechte Licht zu rücken.
Vom Einzelhandel über Versicherungen bis zum Steuerberater: Wir haben fünf Schüler bei ihren Blitz-Interviews begleitet – wie es lief, wie die Chancen stehen, das lesen Sie hier.
Sylvia Petersen
100 freie Lehrstellen zum Steuerberater
Die Bewerberin: Yalda Hakimzad (16), 10. Klasse, Hauptschule an der Situlistraße in Freimann
Der Job: Steuerfachangestellte
So lief’s: „Diese Ausbildung ist die schwerste“, sagt Steuerberater Christoph Hebebrand zur Begrüßung. Aber: „Wer sich durchbeißt, hat einen krisenfesten Job und verdient gutes Geld.“ Yalda überzeugt mit ihrer positiven Einstellung zum Lernen und ihrer makellosen Handschrift. „Wer sauber arbeitet, ist in diesem Job richtig“, so Hebebrand. Yaldas 4 inMathe findet er halb so schlimm: „Mathe ist nicht so wichtig. Man muss viele Gesetze lernen – und das ist Fleißarbeit.“
Erfolgsaussichten: Sehr gut. Für 2011 gibt es noch rund 100 freie Stellen – zu finden im Ausbildungsplatz-Pool der Steuerberaterkammer München auf www.stbk-muc.de.
Beliebt: Versicherungen
Der Bewerber: Sebastian Kagermeier (19), 12. Klasse, Fachoberschule Fürstenfeldbruck
Der Job: Sozialversicherungsangestellter bei der Techniker Krankenkasse (TK)
So lief’s: Sebastians Art kommt gut an. Er zeigt sich interessiert, kann sich gut ausdrücken und reagiert flexibel auf Nachfragen. Von Nervosität keine Spur. Seine Stärken: Er ist gut im Organisieren und offen imUmgang mit Menschen – „ein wichtiger Aspekt, wenn man neue Kunden gewinnen will“, sagt Jan Schneider (Foto unten, re.) von der TK. Nur die Noten imZwischenzeugnis (Deutsch 4, Mathe 4) könnten besser sein.
Erfolgsaussichten: Für dieses Jahr? Schlecht. Die TK hat für 2011 schon alle Ausbildungsplätze besetzt, sucht erst wieder ab Mai für den 1. 8. 2012 (www.tk-online.de/ausbildung).
AOK hat für 2011 ausgesorgt
Die Bewerberin: Carolin Greger (15), 10. Klasse, Hermann-Frieb- Realschule in Schwabing
Der Job: Sozialversicherungsangestellte bei der AOK
So lief’s: Ihre Noten sind gut (Deutsch 2, Mathe 2, Englisch 2) und AOK-Angestellter Markus Fink lobt ihre vorbildliche Bewerbungsmappe und ihr positives Auftreten: „Sie hat sich über die Ausbildung im Vorfeld informiert und und weiß, was sie kann und will, ohne dabei aufdringlich oder dominant zu wirken.“ Carolins Interesse an Weiter- und Fortbildungen kommt auch gut an.
Erfolgsaussichten: Mau. Die AOK hat für 2011 schon alle Ausbildungsplätze vergeben, sucht erst wieder für den 1.9.2012. Das Interview lief aber so gut – mit ein bisschen Glück rutscht Carolin als Nachrückerin rein.
Einzelhandelskauffrau: Karstadt sucht noch
Die Bewerberin: Liliana Bogardi (19), 10. Klasse, Hauptschule an der Zielstattstraße in Obersendling
Der Job: Einzelhandelskauffrau bei Karstadt
So lief’s: Personalreferent Daniel Kramer entdeckt sofort die 4 in Mathe auf Lilianas Zeugnis, zeigt sich aber wohlwollend: „Sie ist kommunikativ, wissbegierig und punktet mit ihrer offenen Art. Das ist im Einzelhandel genauso wichtig wie Prozentrechnung.“
Erfolgsaussichten: Gut. Für 2011 hat Karstadt noch 30 Ausbildungsplätze zu vergeben. Schnell sein lohnt sich: Bewerbungen am besten per E-Mail an uta.reuschel@karstadt.de.
Begehrt – und rar: Jobs bei Mercedes
Der Bewerber: Vincento di Norcia (17), 10. Klasse, Hauptschule an der Zielstattstraße in Obersendling
Der Job: Automobilkaufmann bei Mercedes So lief’s: Vincento ist Auto-Fan und hat schon mal ein Praktikum als Kfz-Mechaniker gemacht. Das Handwerkliche liegt ihm aber nicht, der Umgang mit Menschen dafür umso mehr. Martin Winhart, Leiter des Mercedes-Ausbildungszentrums, gefällt Vincentos offene Art: „Er lächelt, ist freundlich und verstellt sich nicht.“ Einziges Manko: die Noten (Deutsch 4, Englisch 4).
Erfolgsaussichten: Dürftig. Bei Mercedes sind für 2011 alle kaufmännischen Ausbildungsplätze vergeben. Einzig für die technischen Berufe gibt es noch Restplätze.