SPD-Stadtratsliste: Streit um die Spitzenplätze
München - Es war eine kurze, zwischendurch auch hitzige Vorstands-Sitzung am Freitagabend im SPD-Haus am Oberanger.
Am Ende war endlich festgezurrt, woran die Münchner SPD seit Wochen mit viel Zähneknirschen, Ellenbogen und Frust laboriert: die Stadtratsliste, mit der die Genossen zur Kommunalwahl am 15. März antreten wollen.
Und nun ist klar: der prominente Stadtrat und Sozialexperte Marian Offman, der vor wenigen Wochen von der Rathaus-CSU zu den Genossen übergelaufen ist, wird um viele persönliche Wählerstimmen kämpfen und sich bei der Wahl weit "vorhäufeln" lassen müssen, um wieder ins Rathaus einzuziehen. Er hat den wenig aussichtsreichen Listenplatz 23 bekommen. Noch härter wird es für den aktuellen SPD-Verkehrssprecher Jens Röver, er steht auf der 25.
Nur das erste Dutzend auf der SPD-Liste wird sicher im Stadtrat sein
Die Zahl der SPD-ler im nächsten Parlament wird schrumpfen, die 30,8 Prozent der Wählerstimmen (25 Sitze) der letzten Stadtratswahl 2014 werden sie längst nicht mehr erreichen. Ganz sicher fühlen darf sich wohl nur das erste Dutzend der Kandidaten auf der neuen Liste.
Entsprechend aufreibend war der interne Kampf im Vorfeld. Zig lokale Vorstellungsrunden gab es seit dem Sommer in den vier Wahlkreisen, in die die SPD München zerteilt hat. Danach standen vier Vorreihungslisten, mehrfach tagte die "Findungskommission".
Nun geht es auf die Zielgerade. Wenn an diesem Samstag die Führungsriege um SPD-Chefin Claudia Tausend bei der Aufstellungskonferenz im Gewerkschaftshaus der Partei die Vorschlags-Liste zur endgültigen Abstimmung vorlegt, wird klar zu sehen sein: Die Jusos gewinnen deutlich an Gewicht in der neuen SPD-Fraktion.
Die Jusos gewinnen an Gewicht
Juso-Chef Christian Köning (30) hatte sich schon vorab den Top-Listenplatz sieben erkämpft. Am Freitag erstritten sich die Jusos einen zweiten Platz: In einer Kampfabstimmung setzte sich Lena Odell (34) durch, rutscht nun auf Platz acht hoch und verdrängt die amtierende Stadträtin Julia Schönfeld-Knor auf die 14.
OB Dieter Reiter (erhielt 124 der 125 gültigen Stimmen, 1 Enthaltung), der die Liste als Nummer eins anführt, hatte schon im Vorfeld klar gemacht, dass er seine Fraktion deutlich verjüngen will. Und er hat nun noch mehr getan. Nämlich fünf weitere Spitzenplätze per "Freischuss" selbst vergeben – ganz unabhängig von den Vorwahlen aus der Basis.
Drei Neulingen sind auf Top-Plätzen
Hinter den aktuellen Chefs und Vizes der Rathausfraktion (Verena Dietl, Christian Müller, Anne Hübner und Christian Vorländer) steht nun auf Platz sechs DGB-Chefin Simone Burger. Auf weitere Top-Plätze hat Reiter drei völlige Neulinge und Quereinsteiger platziert: den Liedermacher Roland Hefter (Platz 9), Julia Schmitt-Thiel, die Chefin des Kulturzentrums Mohr-Villa (12) und Green-City-Aktivist Andreas Schuster (13).
Ob die Basis dem Vorstand dieses Konzept nun endgültig absegnen wird, wird der Samstag zeigen.
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