SPD-Stadtrat fordert: München soll mehr für Arbeitslose tun

So viele Menschen wie nie sind auf Geld vom Staat angewiesen. Was die SPD jetzt fordert.
von  Christina Hertel
In München sind 48.000 Menschen arbeitslos. (Symbolbild)
In München sind 48.000 Menschen arbeitslos. (Symbolbild) © dpa

München - Zuerst ein kleines Rechenbeispiel: Ein Koch verdient in München 1.697,63 Euro netto. Durch Corona rutschte er in Kurzarbeit. Plötzlich bleiben ihm nur noch 1.018,87 Euro zum Leben - in München, wo schon die meisten WG-Zimmer über 600 Euro kosten.

Die Zahlen rechnet die Münchner DGB-Chefin und SPD-Stadträtin Simone Burger am Freitag vor. Sie will zeigen: Die Gefahr, dass aus der Corona-Krise eine soziale wird, ist hoch.

Simone Burger (SPD)
Simone Burger (SPD) © Daniel von Loeper

Rund 48.000 Menschen in München sind arbeitslos

Etwa ein Drittel aller Beschäftigten in München - 373.511 Menschen - bezogen seit Beginn der Corona-Pandemie Kurzarbeitergeld. So viele wie nie zuvor, sagt Stadträtin Simone Burger.

Anders als während der Finanzkrise seien diesmal vor allem die betroffen, die es im teuren München schon vor der Pandemie schwer hatten: Verkäufer, Kellner, Köche, Messebauer, Taxifahrer, Künstler.

Auch die Zahl der Arbeitslosen erreicht mit rund 48.000 Menschen einen neuen Höchststand. Die Quote stieg auf 4,5 Prozent, um 1,2 Prozentpunkte. Es ist laut SPD der höchste Wert seit 2015.

Dass all diese Menschen wieder einen Job finden, wird immer schwieriger: Die Quote der Langzeitarbeitslosen, also der Menschen, die ein Jahr und länger arbeitslos sind, nahm um 22 Prozent zu. Gleichzeitig gibt es fast ein Drittel weniger Jobangebote.

Bei Langzeitsarbeitslosen sinkt die Motivation und die Sorge steigt

Dass sich die Lage verschärft, spürt auch Stephanie Lerf. Sie arbeitet als Geschäftsführerin beim Anderwerk, ein sozialer Betrieb, der Langzeitarbeitslose unterstützt und benachteiligten Jugendlichen einen Ausbildungsplatz bietet - etwa in einer Kfz-Werkstatt oder einer Schreinerei.

Zum ersten Mal konnte das Anderwerk laut seiner Geschäftsführerin nicht alle Azubis in einen Job vermitteln. Etwa 20 Prozent fanden keine Stelle.

"Es ist schwierig, mit allen Jugendlichen digital Kontakt zu halten", sagt Lerf. Viele seien abgetaucht. Bei den Langzeitarbeitslosen, die sie betreut, sinke die Motivation und steige die Sorge. Denn Perspektiven, wie es weitergehen soll, fehlen.

Die SPD fordert deshalb, dass die Stadt mehr Geld in ihr Arbeitslosenprogramm steckt. 29 Millionen Euro fließen jährlich in Projekte zur Beschäftigung und Qualifizierung.

Das seien freiwillige Leistungen. Stadtrat Christian Köning (SPD) fordert, dass dies mehr werden muss. Doch beantragt hat die SPD nun erst einmal, dass die Stadt einen Überblick über ihre Programme geben soll.

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