SPD-Dreikönigstreffen: Für immer ohne Ude?

Der Alt-OB bleibt dem Dreikönigstreffen der Münchner SPD fern – und zementiert damit das Zerwürfnis mit seiner alten Partei.
Florian Zick |
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Bei jeder Veranstaltung „a Packerl Zettel“ mit Bürgerwünschen: OB Dieter Reiter beim traditionellen Dreikönigstreffen der SPD im Hofbräukeller. Oben rechts: Alt-OB im Hofbräukeller: Hans-Jochen Vogel hat neben der Landtagsabgeordneten Isabell Zacharias Platz genommen. Unten rechts: Alt-OB Georg Kronawitter mit seiner Frau Hildegard.
Daniel von Loeper Bei jeder Veranstaltung „a Packerl Zettel“ mit Bürgerwünschen: OB Dieter Reiter beim traditionellen Dreikönigstreffen der SPD im Hofbräukeller. Oben rechts: Alt-OB im Hofbräukeller: Hans-Jochen Vogel hat neben der Landtagsabgeordneten Isabell Zacharias Platz genommen. Unten rechts: Alt-OB Georg Kronawitter mit seiner Frau Hildegard.

München –Nein, so ein richtig gutes Jahr war dieses 2014 nicht für die Münchner SPD. Erst ging bei den Kommunalwahlen die Mehrheit im Stadtrat verloren, dann verabschiedete sich nach internen Querelen Hans-Ulrich Pfaffmann als Parteichef – und dann mussten sich die Sozialdemokraten auch noch mit einem bockigen Alt-OB auseinandersetzen.

Christian Ude mischte sich auch gestern beim traditionellen Dreikönigstreffen im Hofbräukeller nicht unter die alten Genossen. Alle waren sie gekommen, die ganzen SPD-Granden früherer Tage: Hans-Jochen Vogel, Georg Kronawitter – nur Ude ließ sich wieder einmal nicht blicken.

So richtig wusste zunächst niemand, wo der Alt-OB steckte, weder die neue Parteichefin Claudia Tausend, noch Oberbürgermeister Dieter Reiter. „Er muss sich bei mir ja nicht abmelden“, brummte Reiter lediglich.

Klar, Ude sieht durch die Große Koalition an der Rathausspitze sein politisches Erbe gefährdet. Er hätte viel lieber eine Fortsetzung des rot-grünen Bündnisses gesehen und ist im vergangenen Jahr deshalb mehrfach auf Distanz zu seiner eignen Partei gegangen. Aber so zwei lockere Stunden zum Jahresauftakt, quasi als kleines Zeichen der Versöhnung?

Der ein oder andere habe Ude mit Sicherheit vermisst, heißt es aus Parteikreisen. In seiner Rede hatte OB Reiter seinen ehemaligen Ziehvater auch mehrfach eingeplant. Reiter sprach von den großen Leistungen seiner Amtsvorgänger, die München zur attraktivsten, beliebtesten und erfolgreichsten Großstadt Deutschlands gemacht hätten. „Das habt ihr gut hinbekommen“, lobte Reiter. Als es in einem späteren Teil der Rede um die Mietpreisbremse ging, ließ er Ude allerdings einfach außen vor. Im Redemanuskript waren die Verdienste des Alt-OB noch ausdrücklich gewürdigt.

Vielleicht tat Reiter gar nicht schlecht daran, die ursprünglich eingeplante Passage spontan wegzulassen. Ude ist nicht mehr der allseits gefeierte SPD-König. Der Alt-OB habe die Bindung an die Parteibasis mittlerweile komplett verloren, sagen einige Parteimitglieder. Jemanden zu loben, der in den eigenen Reihen mittlerweile so umstritten ist – und dann auch gar nicht anwesend: Vielleicht war es besser so.

Mit Dieter Reiter hat die SPD ohnehin einen neuen König. Der OB bekam nach seiner Ansprache Standing Ovations. „Eine richtig gute Rede“, attestierte Markus Rinderspacher, der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag.

Reiter hatte in seiner Rede die ersten acht Monate seiner Amtszeit Revue passieren lassen. Von jeder Veranstaltung nehme er „a Packerl Zettel“ mit Bürgerwünschen mit, erzählte er. Das lege er dann seiner Stadtverwaltung zur Bearbeitung vor. „Nur so kann Politik gehen“, sagte er.

Der OB hat sich für 2015 einiges vorgenommen. Reiter kündigte einen Stadt-Umland-Dialog an, um die Probleme auf dem Wohnungsmarkt gemeinsam anpacken zu können. Er will die Tram-Westtangente durchboxen und endlich eine Entscheidung über die zweite Stammstrecke herbeiführen. Ganz schön große Aufgaben – gemessen daran scheint der Zwist mit Christian Ude fast schon leicht zu lösen.

Der Alt-OB teilte gestern auf Anfrage der AZ mit, er sei von der griechisch-orthodoxen Gemeinde eingeladen gewesen und habe an der Isarsegnung teilgenommen. Bei der SPD werde er aber natürlich auch mal wieder vorbeischauen – „wenn ich wieder eingeladen werde und mir das wichtig erscheint“. Nach Versöhnung klingt das nicht.

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