SPD: Bahn frei für Reiter

Noch vor dem Treffen der Münchner Ortsvorstände zieht Fraktionschef Alexander Reissl seine Kandidatur zurück. Dieter Reiter wird wohl die Mehrheit als OB-Kandidat der Münchner SPD bekommen.
von  Willi Bock
Die drei OB-Kandidaten der SPD: Alexander Reissl, Sozialreferentin Brigitte Meier und Wirtschaftsreferent Dieter Reiter.
Die drei OB-Kandidaten der SPD: Alexander Reissl, Sozialreferentin Brigitte Meier und Wirtschaftsreferent Dieter Reiter.

Noch vor dem Treffen der Münchner Ortsvorstände zieht Fraktionschef Alexander Reissl seine Kandidatur zurück.

MÜNCHEN - Jetzt müsste es mit dem Teufel zugehen, wenn Dieter Reiter an diesem Montagabend nicht die Mehrheit als OB-Kandidat der Münchner SPD bekommt. Denn Konkurrent Alexander Reissl hat am Wochenende seine Kandidatur zurückgezogen. Brigitte Meier, Kandidatin Nummer 3, will die große Versammlung aller SPD-Ortsvorstände und Parteiratsdelegierten abwarten.

„Ich will persönlich mit ihnen reden. Wenn die Mehrheitsverhältnisse eindeutig sind, werde ich eine Erklärung abgeben“, sagte sie der AZ. Bisher galt von ihr: Wenn es ein „diffuses Meinungsbild“ gibt, wolle sie in eine Kampfkandidatur gehen. Also ist mit ihrem Verzicht zu rechnen. Denn nachdem sich die drei Kandidaten in den Ortsvereinen vorgestellt haben, zeichnet sich eine deutliche Mehrheit für den Wirtschaftsreferenten Reiter ab. Dann bekommt OB Christian Ude seinen Wunsch-Kronprinzen. Fraktionschef Reissl hat schon die Konsequenzen gezogen.

Ein miserables Abschneiden hätte ihn auch als Fraktionschef beschädigt. Und schließlich ist er auch ein Parteisoldat, der sich ein- und unterordnet, wenn es nötig ist: Jetzt gehe es darum, dass die SPD geschlossen in den Stadtratswahlkampf für 2014 geht. Dafür müsse die SPD das Vertrauen der Münchner gewinnen, sagt Reissl: „Das ist für die SPD eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre. Dabei spielt die Geschlossenheit der Partei eine große Rolle.“

Sein Credo: „Der echte Wille, eigene Interessen unterzuordnen und das gemeinsame Ziel 2014 im Team zu erreichen, ist auch meine Verpflichtung.“ Er stehe „als Teamspieler mit ganzer Kraft und Engagement für das Wahlziel der SPD zur Verfügung, bei der Kommunalwahl 2014 zu gewinnen.“

Am Sonntag sagte Reissl zur AZ: „Ich bin nicht verbittert.“ Was ihn aber wurmt: Er ist nicht von allen der 44 Ortsvereine zur Vorstellung eingeladen worden. Reissl, als Wadlbeißer der grünen Koalitionspartner im Stadtrat bekannt, hatte offenbar auch nicht den Rückhalt von OB Ude. Aber er wollte es wissen, weil er sich das Amt zutraut. Sein Kontrahent Dieter Reiter reicht ihm die Hand: „Ich schätze Alexander Reissl als profilierten Politiker sehr und habe großen Respekt vor seiner persönlichen Entscheidung“, sagte Reiter zur AZ.

„Ich bin sicher, dass er ein wichtiger Garant für das sozialdemokratische Profil der SPD in München bleibt und er gemeinsam mit mir am Ziel des Wahlerfolges der SPD 2014 arbeiten wird.“ Da klang schon Siegessicherheit mit. Münchens SPD-Chef Ulrich Pfaffmann reagierte erleichtert auf Reissls Rückzug.

Er will keine Kampfkandidatur um die Ude-Nachfolge. Am Samstag hat sich Reissl lange mit Pfaffmann beraten. „Sein Entschluss ist ein starkes und großes Zeichen“, lobt Pfaffmann: „Es kann sein, dass seine Kantigkeit nicht bei jedem gut ankommt. Aber es ist gut, dass wir einen kantigen Politiker haben; so etwas wird in der Politik zu oft vermisst.“

Und die noch verbleibende Kandidatin? Brigitte Meier steht zwar als Sozialreferentin für das Ur-Thema der SPD. Und sie ist eine Frau. Doch sie hat in der Partei viele Feinde und Neider – und nicht die Unterstützung Udes. Es gilt als sicher, dass Reiter heute bei der Versammlung die Mehrheit erhält. Danach soll sich noch in der Nacht der SPD-Vorstand zusammensetzen und den Kandidaten festlegen. Mit einer Mitgliederbefragung ist derzeit nicht zu rechnen. Den OB-Kandidaten muss am Ende allerdings noch ein regulärer Parteitag wählen. Willi Bock

 

 

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