Tour durch Thalkirchen: Spazieren am Stadtrand

München - Thalkirchen verbinden viele Menschen mit dem Tierpark. Das ist auch in Ordnung, immerhin heißt die U-Bahnstation auch entsprechend. Nur: Eigentlich liegt der Tierpark gar nicht hier, sondern, weil jenseits der Isar, in Harlaching – und überhaupt, dieses kleine, aber feine Viertel hat vieles anderes zu bieten. Bis 1900 war es ein eigenständiges Dorf und wer alte Schwarz-Weiß-Fotos betrachtet sieht schnell, wie viel Weite es damals gab, hier vor den Toren der Stadt.
Die Wallfahrtskirche Sankt-Maria-Thalkirchen war da noch nicht so eingebaut wie heute und stellte das Ortszentrum dar. Heute isst der Thalkirchner sein Eis am neu geschaffenen Platz an der U-Bahnstation oder kauft hier Donnerstagnachmittag am Wochenmarkt ein. Für den Spaziergang sollten Sie sich etwas Zeit nehmen, mindestens eineinhalb Stunden, vielleicht sogar mehr, denn auf dem Weg können Sie gleich mehrmals einkehren, sofern Sie das möchten. Die Route führt Sie ab der U-Bahnstation zunächst an einigen denkmalgeschützten Häusern vorbei und bringt Sie dann aber schnell ins Grüne. Sie laufen durch verschiedene Parks bis zum Hinterbrühler See, umrunden diesen und gelangen dann, immer in Wassernähe zurück zu Ihrem Ausgangspunkt. Frohes Flanieren!
Sie starten an der U-Bahnhaltestelle Thalkirchen und gehen die Alfred-Schmid-Straße hinauf bis zur Emil-Geis-Straße, in die Sie links einbiegen. In der ruhigen Wohnstraße treffen Sie an der Ecke Badstraße auf ein architektonisch interessantes Haus. Die Nummer 32 ist im Stile des Neubarock errichtet und hat einen auffälligen Turm. Josef Braunschmid, der auch für eine Villa in der Boschetsrieder Straße verantwortlich ist, hat es 1901 errichtet. Es steht unter Denkmalschutz. Gehen Sie nun weiter die Emil-Geis-Straße entlang.
In der Emil-Geis-Straße 39 lohnt es sich, kurz zu verweilen. Das große Gebäude hat einen auffälligen Säulenbalkon mit allegorischen Figuren, die auf die Zeichen- und Stickkunst verweisen. Warum das so ist, erklärt sich mit der Geschichte dieses Hauses aus dem Jahr 1912: Hier hatten die Gebrüder Schmidt einst eine Kleiderfabrik. Heute nutzt eine freikirchliche Gemeinde das Haus. Ihren Spaziergang setzen Sie einfach in der gleichen Richtung fort und halten auf die Kirche an der Ecke Emil-Geis- und Fraunbergstraße zu.

Sie gelangen nun zur Kirche Sankt-Maria-Thalkirchen an der Fraunbergstraße. Die Wallfahrt hat hier eine lange Geschichte: Sie beginnt 1460, als der bayerische Herzog Albrecht III. einen Kreuzpartikel stiftete. Der Überlieferung nach handelt es sich um einen originalen Splitter des Kreuzes Jesus Christus aus Jerusalem. In den 1990ern wurde zudem die Flößerwallfahrt wiederbelebt, sie findet im fünfjährigen Rhythmus statt. Die letzte war 2018.

Nach einem Besuch in der Kirche Sankt-Maria-Thalkirchen führt Sie der Spaziergang in grünere Gefilde. Sie gehen an der Kirche vorbei zum Pfarrheim und durchqueren den links und rechts von Holzzäunen gesäumten Kirchweg. Dann gehen Sie rechts in den Gierlinger Park und laufen weiter geradeaus, bis zum Ende der Grünanlage. Hier treffen Sie wieder auf die Straße und das Asamschlössl, das derzeit renoviert wird. Deshalb ist die prächtige Putzfassade aus den Jahren 1729-39 leider nur schwer zu erkennen. Ihr Weg führt Sie links am Asamschlössl vorbei und auf den Parkweg, der an der Schrebergartenkolonie entlang führt.

Nach der Schrebergartenkolonie beginnt links und rechts des Weges ein Golfplatz. Sie spazieren hier weiterhin im Schatten der Bäume geradeaus bis zu einem Parkplatz, den Sie überqueren. Das Gasthaus Hinterbrühl liegt vor Ihnen. Sie queren die Straße und die Brücke, um zum Hinterbrühler See zu gelangen, auf dem Sie Bötchen fahren können oder in einem kleinen Biergarten einkehren. Dass der See Anfang des 20. Jahrhunderts künstlich angelegt wurde, merkt man heute gar nicht mehr. Flanieren Sie gegen den Uhrzeigersinn am See entlang, rasten Sie auf einer Bank und freuen sich an den Schwänen und Enten.

An der südlichen Spitze des Hinterbrühler Sees steht das Flößerdenkmal . Die Bronzefigur stammt von Fritz Koelle aus dem Jahr 1939. Ihm war die Jahre zuvor von den Nazis eine „bolschewistische Kunstauffassung“ vorgeworfen worden. Der Isarflößer, eine monumentale Arbeiterfigur, zeigt Koelles Versuch, sich anzupassen. Die Figur ist der Wendepunkt des Spaziergangs. Sie gehen nun am anderen Seeufer zurück.

Am Ende des Hinterbrühler Sees gehen Sie den Pfad nordwärts und biegen bei der ersten Gelegenheit an den direkt am Kanal entlangführenden Pfad ab. Dieser bringt sie an einem alten Wasserkraftwerk vorbei. Sie folgen weiter dem Kanal, rechts können Sie die Marienklause erspähen, Sie gehen aber geradeaus weiter, bis zur Teerstraße. Diese überqueren Sie, biegen links in die Straße neben dem Biergarten Naturfreunde ein. Nach einer Brücke folgen Sie rechts der Teerstraße am Kanal entlang, die Sie wieder zur U-Bahn-Station bringt.
