Spaßverbot! Umweltminister Söder verbietet Rock-Festival
Der CSU-Mann hat das Pfingst-Open-Air bei Passau verboten, weil es den Anwohnern zu laut ist – Stadt und Fans wehren sich, am 28. Januar entscheidet der Umweltausschuss im Landtag.
HAUZENBERG/ PASSAU/ MÜNCHEN Über dem zehnjährigen Jubiläums-Pfingst-Open-Air in Hauzenberg schwebt das Damoklesschwert von Umweltminister Markus Söder: Er hat das niederbayerische Kultfestival wegen Lärmverschmutzung verboten. Dabei haben die meisten Hauzenberger das jährliche Sommerspektakel längst als kulturelles Markenzeichen ihrer Stadt anerkannt.
Ein älteres Ehepaar, das in der Nähe des Festplatzes wohnte, hatte den Stein ins Rollen gebracht. Lärmmessungen ergaben: Das Festival ist zu laut. Das Rentnerpaar wohnt mittlerweile nicht mehr in Hauzenberg und selbst die Stadtväter befürworten ihr niederbayerisches Woodstock als „seltenes Ereignis“. 3000 Hauzenberger unterschrieben für den Erhalt. Doch da war der Fall längst in München gelandet.
Minister Söder untersagte am 25. September eine weitere Durchführung – und sorgte für lähmendes Entsetzen bei den Fans. Die Veranstalter mobilisieren nun alle Kräfte und sammeln Unterschriften für ein Protestschreiben. Sie haben sich selbst eine Frist bis 31. Januar gesetzt. Wenn bis dahin kein Grünes Licht gegeben wird, ist das Pfingst-Open-Air für 2010 gestorben. Man benötige „Planungssicherheit“, die Verträge mit den Bands stünden an.
Die historische Parallele wäre erschreckend. 1980 wurde das Pfingst-Open-Air in Passau geboren – und auch dort wurde es noch vor seinem 20-Jahre-Jubiläum vertrieben. Wegen des Unmuts der konservativen Bevölkerung, der Auflagen der Stadt und des immer härteren Durchgreifens der Polizei war nach 1998 auf dem Thingplatz in Passau Schluss.
In der Blütezeit zog das Open-Air in der Dreiflüssestadt mehr als 10000 Besucher an. Unten in der Stadt bebten mit den Bässen die Fensterscheiben. Irgendwann stürzte ein Festivalbesucher im Rausch von einer Mauer in den Tod. Die Heimatzeitung empörte sich auch über die „spärlich bekleideten Mädchen“ und der CSU-Abgeordnete Konrad Kobler betitelte die Zuschauer als „Vandalen“. Nach zwei Jahren Pause begann 2001 am Standort in Hauzenberg ein Neuanfang.
Der Grünen-Landtagsabgeordnete Eike Hallitzky versucht jetzt, Umweltminister Markus Söder zum Umdenken zu bewegen: „Meine Söhne lieben ,Rock im Park’“, schrieb er. „Dass es laut ist, wissen wir beide.“ Mittlerweile versucht man auch beim Umweltministerium Schärfe aus dem Thema zu nehmen: „Wir wünschen uns, dass es zu einer einvernehmlichen Lösung kommt, gegebenenfalls unter Auflagen“, so eine Sprecherin.
Im aktuellen Veranstaltungskalender von Hauzenberg fehlt jetzt noch das größte Ereignis der Stadt. Solange München sein Veto aufrecht erhält, kann die Stadt keinen rechtsverbindlichen Vertrag mit den Veranstaltern abschließen. Am 28. Januar entscheidet der Umweltausschuss im Landtag. Hubert Denk
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