Spargelsaison eröffnet: Ein Gemüse wie ein Sommerkleid

München - Die Luft ist weißweinatemschwanger, graumelierte Herren mit Trachtenjacke über Jeanshose lockern den Ledergürtel und aus dem Nichts beginnt eine Blaskapelle zu spielen: Die Spargelsaison in Bayern hat offiziell begonnen.
Wie jedes Jahr wurde dafür ein Erwachsenen-Sandkasten auf dem Viktualienmarkt aufgestellt, damit der Landwirtschaftsminister – in diesem Jahr aus Versehen und zum ersten Mal eine Ministerin, nämlich Michaela Kaniber (CSU) – mit einem Spargelstecher im präparierten Erdreich herumbuddeln und dann eine Schrobenhausener Freilandspargelstange herausziehen kann, neben sich die Spargelkönigin – in diesem wie in jedem Jahr eine Frau, heuer Lena Hainzlmair.
Im letzten Jahr 21.500 Tonnen Spargel
Auch Peter Strobl, der Geschäftsführer des Spargelerzeugerverbands Südbayern, ist da – und Dutzende Menschen, die ein Häppchen Spargel und ein Schlückchen Wein dazu erhaschen wollen. Die einzigen, die bei diesem großen symbolischen Tamtam nicht zugegen sind: die in der Regel osteuropäischen Arbeiter, die schon seit Wochen das Gemüse für den deutschen Markt und Magen stechen – 21.500 Tonnen waren es 2017.
"Spargel ist eben saisonal", sagt eine Mitarbeiterin des Spargelerzeugerverbands die bierfestartige Stimmung, "es gibt jedes Jahr einen Tag, ab dem er nicht mehr da ist. Und darum ist die Aufregung wohl so groß."
So gesehen ist das Gemüse da wie ein Sommerkleid – auch in Hinsicht darauf, wie es denn nun richtig zu behandeln sei: Bei der Kleidermode bemühen sich ja ebenfalls jedes Jahr unzählige Menschen darum, neue Trends aufzutun, völlig anders zu interpretieren und sich zu verkünsteln, bis das Ausgangsprodukt gar nicht mehr so recht zu erkennen ist. Dabei ist es doch, seien wir ehrlich: klassisch am besten.