Spannender Wahlkampf: Wird München doch rot?

München - Was man zu Beginn mit diesem Wahlkampf nicht verbunden hätte, ist das Wort: Spannung.
Enges Rennen in den vier Münchner Wahlkreisen
Vor allem in den vier Wahlkreisen in München schien wenig Dynamik zu sein. Bis auf den Münchner Norden sind alle seit mehreren Legislaturperioden fest in der Hand der CSU - und auch die rote Episode im Norden mit Axel Berg ist schon 15 Jahre her.

Nun aber scheint sich in den vier Münchner Wahlkreisen ein enges Rennen abzuzeichnen - in dem nicht die CSU um das Siegertreppchen streitet, sondern die SPD und die Grünen.
Wahl-Prognose: Das grüne Blatt scheint zu welken
Was ist da los? Das Meinungsforschungsinstitut Wahlkreisprognose.de hat Anfang der Woche, also nach der TV-Debatte der drei Kanzlerkandidaten, eine repräsentative Umfrage durchgeführt.
Bereits vor zwei Wochen hatte das Institut Daten erhoben und in allen Münchner Wahlkreisen die Grünen vorne gesehen - bis auf den Münchner Norden, in dem der umstrittene SPDler Florian Post antritt.
Sebastian Roloff (SPD) vor Jamila Schäfer (Grüne)
Die am Mittwoch erschienenen Daten zeigen: Dieser Wahlkampf ist noch lange nicht zu Ende. Denn das grüne Blatt scheint zu welken. Und nicht die Schwarzen holen auf - sondern die Roten!

In Münchner Süden könnte Sebastian Roloff das Rennen für sich entscheiden, der SPDler liegt in dieser Erhebung 2,5 Prozentpunkte vor der Grünen Jamila Schäfer. Die statistische Unsicherheit und die Dynamik des Wahlkreises mit einberechnet, ist dieses Rennen allerdings noch, wie es Demoskopen sagen, "too close to call", also zu früh, um den Wahlkreis sicher jemandem zuzusprechen.
Kopf an Kopf: Vaniessa Rashid (Grüne) und Claudia Tausend (SPD)
Dennoch: Roloff dürfte dieses unverhoffte Kopf-an-Kopf-Rennen freuen - immerhin war er gegen den Wahlkreisinhaber Michael Kuffer (CSU) bei der vergangenen Wahl ziemlich chancenlos.

Im Osten ist das Rennen noch knapper. Nur einen halben Prozentpunkt bei den Erststimmen trennen Claudia Tausend (SPD) mit 26,5 Prozent von der Grünen-Konkurrentin Vaniessa Rashid, die sich im Frühjahr im Rennen um die Direktkandidatur überraschend gegen Margarete Bause durchgesetzt hatte.
Auch im Osten fällt auf: Während die SPD zulegt, fallen die Zustimmungswerte sowohl bei den Grünen als auch bei der CSU. Wolfgang Stefinger (CSU), der 2017 noch mit 36,8 Prozent der Erstimmen den Münchner Osten für sich entschieden hatte, kommt in dieser Meinungsumfrage nurmehr auf Platz drei: mit 25,5 Prozent der Erststimmen.
Florian Post (SPD) überholt Bernhard Loos (CSU)
Im Norden scheint sich tatsächlich ein Wechsel abzuzeichnen. Der Wahlkreis von CSU-Mann Bernhard Loos (2017 mit 32,4 Prozent der Erststimmen gewählt) könnte tatsächlich zum ersten Mal seit 2005 wieder rot werden. Florian Post, der nicht nur in seiner Partei stark polarisiert, hat im Vergleich zur letzten Wahlkreisprognose.de-Umfrage noch einmal 4,5 Prozent hinzugewonnen und steht nun weit vorne bei 32 Prozent.

Für Post wäre ein Sieg noch aus einem weiteren Grund wichtig: Er ist nicht über die Landesliste abgesichert. Wenn er im Bundestag bleiben will, muss er also direkt gewinnen.
Dieter Janecek (Grüne) noch vor Seija Knorr-Köning
Lediglich ein Wahlkreis ist nach derzeitigem Meinungsbild grün: Der in West/Mitte mit Dieter Janecek. Doch auch hier haben die Grünen eingebüßt, während die SPD mit Seija Knorr-Köning bei den Erststimmen deutlich Boden gut gemacht hat. Nur zwei Prozent trennen Kandidatin und Kandidaten hier voneinander.

Liegt es am Fleiß der roten Kandidatinnen und Kandidaten, dass die SPD so aufgeholt hat? Wahrscheinlich nicht nur. Wahlkreisprognose.de sieht auch bei den Zweitstimmen im Bundestrend einen Aufschwung für die SPD, sie legt um fünf Prozent auf 27 Prozent zu, während Union (-2,5 Prozent, 19,5 Prozent) und Grüne (-2 Prozent, 15,5 Prozent) verlieren. Die FDP steht im Bund nun bei 13 Prozent und legt ebenfalls kräftig zu (um zwei Prozent).
Sicherlich, noch ist es zu früh, um die Münchner Wahlkreise einem Kandidaten oder einer Kandidatin fest zuzuschlagen. Sehr wahrscheinlich ist aber schon jetzt: Diese Umfragetrends werden zumindest in der CSU-Parteizentrale für schlechte Stimmung sorgen.