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Spannende Seiten des Sommers: Tipps von Münchner Buchhändlern

Liebe, Tanz, Heimat und Krieg. Davon handeln die persönlichen Buchempfehlungen der Experten. Wir wünschen eine gute Reise in die Welten der Autoren.
von  Conie Morarescu
Wir haben uns bei Münchner Buchhändlern umgehört, welche Sommerlektüre sie empfehlen. (Symbolbild)
Wir haben uns bei Münchner Buchhändlern umgehört, welche Sommerlektüre sie empfehlen. (Symbolbild) © Frank Rumpenhorst/dpa/dpa

In der Hängematte liegen und ein fesselndes Buch lesen - was gibt es im Sommerurlaub Schöneres, um richtig auszuspannen? Und das Tolle ist: Sie müssen nicht einmal reisen, um mit einem guten Buch in andere Welten zu tauchen und etwas Abstand zu gewinnen. Das geht daheim genauso gut.

Wir haben uns bei Münchner Buchhändlern umgehört, welche Sommerlektüre sie empfehlen und verschiedenste Bücher-Tipps für unsere Leser gesammelt. Die Liebe darf im Sommer natürlich nicht zu kurz kommen, es sind aber auch noch andere Themen dabei, die zum Nachdenken und Philosophieren anregen.

Buchhandlung Pfeiffer: "Hard Land" von Benedict Wells und "Am Götterbaum" von Hans Pleschinski

Ameli Bischoff von der Buchhandlung Pfeiffer. Sie hat zum Wochenstart etwas ganz Besonderes für München-Liebhaber an der Spitze ihrer Top-Favoriten: "Am Götterbaum" von Hans Pleschinski, sowie einen Roman aus den USA.
Ameli Bischoff von der Buchhandlung Pfeiffer. Sie hat zum Wochenstart etwas ganz Besonderes für München-Liebhaber an der Spitze ihrer Top-Favoriten: "Am Götterbaum" von Hans Pleschinski, sowie einen Roman aus den USA. © Daniel von Loeper

Ameli Bischoff von der Buchhandlung Pfeiffer hat auch ein besonderes München-Schmankerl auf ihrer Favoriten-Liste. Selbst eingefleischte München-Kenner werden überraschende Hintergründe über die Stadt in diesem Buch erfahren. Ameli Bischoff: "Unter den Neuheiten ist einer meiner Favoriten der Roman "Hard Land" von Benedict Wells (352 Seiten, 24 Euro).

Der Autor schildert mit einer Empathie, die ihresgleichen sucht, einen Sommer Mitte der 1980er Jahre in einem kleinen Ort in Missouri. Das Buch handelt von einer Clique Jugendlicher, dem ersten Verliebtsein und einem großen Verlust.

Es nimmt den Leser mit in die Innenwelt der Protagonisten. Ein anrührendes und gleichzeitig komisches Buch. Für München-Liebhaber kann ich eine ganz besondere Lektüre empfehlen, von der auch ich als Stadtführerin noch Neues lernen konnte. Es handelt sich um das Buch "Am Götterbaum" von Hans Pleschinski (280 Seiten, 23 Euro).

Den Leser erwarten Geschichten über Paul Heyse, den die meisten Münchner nur von der gleichnamigen Unterführung kennen. Was die wenigsten wissen: Er war der erste deutschsprachige Literaturnobelpreisträger und seinerzeit eine kulturelle Größe, ein Dichterfürst. Die Handlung spielt im heutigen München, von dem man quasi beiläufig noch ein Porträt erhält, das viele Wissenslücken auf unterhaltsame Art schließt."

Buchhandlung texxt: "Ein Monat auf dem Land" von J. L. Carr und "Die Entdeckung des Himmels" von Harry Mulisch

Wolfram König fand ein Buch über Kriegstrauma besonders fesselnd.
Wolfram König fand ein Buch über Kriegstrauma besonders fesselnd. © Daniel von Loeper

Wolfram König, Buchhandlung texxt: "Das erste Buch, das ich den Lesern gern ans Herz legen möchte, ist "Ein Monat auf dem Land" von J. L. Carr (144 Seiten, 18 Euro). Es handelt von zwei traumatisierten Kriegsveteranen, die mit unterschiedlichen Aufgaben in einem Dorf in Nordengland betraut werden. Der eine muss ein Deckengemälde in der Kirche freilegen, der andere führt Grabungen durch.

Die beiden freunden sich mit der Zeit an. Das Buch schildert den Umgang mit ihrer Versehrtheit, es beschreibt den Heilungsprozess und die Möglichkeit einer Liebe.

Ein kunstvoll komponiertes Kleinod. Eine weitere Lektüre, die man in meinen Augen unbedingt gelesen haben muss, ist der Roman "Die Entdeckung des Himmels" von Harry Mulisch (880 Seiten, 14 Euro). In diesem Buch findet man alles, was ein Roman braucht. Eine Liebesgeschichte, wie sie schöner kaum geschrieben werden könnte, Philosophie, Religion, Politik und Gesellschaftskritik. Ein Feuerwerk an Fantasie, packend und vielschichtig geschildert."

Buchhandlung Colibris: "Dein ist das Reich" von Katharina Döbler und "Das Land der anderen" von Leïla Slimani

Martina Nußberger im Colibris.
Martina Nußberger im Colibris. © Daniel von Loeper

Martina Nußberger, Buchhandlung Colibris: "Als Sommerlektüre empfehle ich "Dein ist das Reich" von Katharina Döbler (480 Seiten, 24 Euro). Die Autorin erzählt die Geschichte ihrer eigenen Großeltern, die in der vermeintlichen Südseeidylle Neuguineas in ein neues Leben eintauchen.

Dieses ist jedoch in der Realität geprägt von Chauvinismus, Rassismus, Bigotterie und überheblichem christlichen Sendungsbewusstsein. Es handelt sich um einen packenden Familienroman über ein lang verschwiegenes Kapitel deutscher Geschichte. Für mich ein sehr aktuelles Thema. Ein weiteres bewegendes Buch zum Thema Rassismus ist Leïla Slimanis neuer Roman "Das Land der anderen" (384 Seiten, 22 Euro).

Auch sie schreibt über ihre Großeltern. Mathilde, Französin, verliebt sich in den Marokkaner Amine. In Marokko angekommen, leidet sie nicht nur unter der Verachtung durch französische Kolonialisten, sie wird auch von der marokkanischen Bevölkerung und Verwandtschaft ausgegrenzt.

Wie ich finde, ein sehr gelungener Roman über die unterschiedlichen Facetten des Nicht-dazu-Gehörens."

Buchhandlung am Gasteig: "Seelen Tanz. John Cranko und das Wunder des Balletts" und "Ups and Downs. Mein Leben, ein einziger Tanz"

Wolfgang Perthel ist Fan eines Tanz-Buches.
Wolfgang Perthel ist Fan eines Tanz-Buches. © Daniel von Loeper

Wolfgang Perthel, Buchhandlung am Gasteig: "Es ist Sommerpause, die Opernfestspiele sind vorüber und bis zur neuen Spielzeit empfehle ich zur Überbrückung Thomas Aders' Buch "Seelen Tanz. John Cranko und das Wunder des Balletts" (372 Seiten).

Es handelt vom Aufstieg des Stuttgarter Balletts in den 1960er und 1970er Jahren zu einer der führenden Compagnien der Welt. Das Buch kommt ohne Fotografien aus, denn die Lektüre regt stark die Fantasie an: Dem Autor gelingt es, mit Worten bildhaft die Triumphe des Stuttgarter Balletts zum Leben zu erwecken.

Bis auf die handelnden Personen wie Márcia Haydée und Jürgen Rose und andere, ist alles frei erfunden und das ganz schön gut. Liebhaber des Balletts kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten: Die Neuschöpfungen John Crankos werden wieder entdeckt, und auch seine großartigen Choreographien von Romeo und Julia oder Schwanensee, mit denen er Wohlbekanntes in neue Form gebracht hat.

Wer noch tiefer eintauchen möchte in die Welt des Balletts, dem kann ich die Autobiografie des Solisten Wladimir Klos, "Ups and Downs. Mein Leben, ein einziger Tanz" empfehlen (232 Seiten)."

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