Sorgerechtsstreit: Paar fälschte Beweise gegen Vater

Das Gericht soll den Mann für drogensüchtig halten. Dem Angeklagtem hilft ein besonderer Deal.
von  John Schneider
Die Angeklagten und ihre Anwälte bei Gericht.
Die Angeklagten und ihre Anwälte bei Gericht. © Daniel von Loeper

München - Am Donnerstag nimmt Peter F. (Namen geändert) erst einmal auf der Anklagebank des Amtsgerichts Platz. Der Vorwurf von Staatsanwalt Daniel Meindl: Er soll in einem Sorgerechtsstreit gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Petra K. versucht haben, Karl K., den Vater (33) ihrer drei Töchter, als Einbrecher anzuschwärzen.

Das Pärchen muss sich unter anderem wegen gemeinschaftlichen Anstiftung zur falschen Verdächtigung sowie unerlaubter Abgabe von Betäubungsmitteln vor Gericht verantworten.

Der Plan: Gericht sollte Vater für drogensüchtig halte

Ein Bekannter sollte zudem – für ein Honorar von 500 Euro – den 33-Jährigen niederschlagen und ihm eine Spritze mit in Wasser aufgelöstem Kokain verabreichen. Ziel sei es gewesen, den Vater als einen Drogensüchtigen darzustellen, der nicht in der Lage sei, auf seine Kinder aufzupassen.

Darüber hinaus habe das Pärchen versucht, Mithelfer zu engagieren, die das Auto von Karl K. – der Mann verfolgt als Nebenkläger das Geschehen im Gerichtssaal – anzünden sollte. In beiden Fällen machten die angeworbenen Helfer aber Rückzieher.
Beide Angeklagte bestreiten die Taten. Peter F. will darüber hinaus nichts sagen, Petra K. gibt dagegen bereitwillig Auskunft.

Kurios: Keine U-Haft für Angeklagten

Dass Peter F. in dem Prozess nicht aus der Untersuchungshaft vorgeführt wurde, hat einen kuriosen Grund: Der Mann hatte als Untersuchungshäftling erklärt, dass er wichtige Hinweise im Prozess um den Schließfach-Diebstahl in der Commerzbank am Promenadeplatz (AZ berichtete) geben könnte. Wenn er frei kommt.

Die Staatsanwaltschaft ließ sich überzeugen. Peter F. soll daraufhin angegeben haben, dass er von einem der Angeklagten im Schließfach-Prozess angesprochen worden sei, ob er nicht die Schließfächer knacken könnte. Peter F. kam deshalb gestern als freier Mann ins Amtsgericht.

Beweise gegen 33-Jährigen waren gefälscht

Hintergrund der angeklagten Taten war der Sorgerechtsstreit um die drei Kinder (drei, fünf und sieben Jahre alt) von Petra K.: Der Vater der Kinder war unter anderem wegen eines versuchten Einbruchs in eine Pizzeria ins Visier der Polizei geraten.
Der Einbrecher hatte praktischerweise jede Menge DNA-Spuren hinterlassen. Doch die Art und Weise, wie die Spuren vorgefunden wurden, machte einen Ermittler stutzig. Er sollte Recht behalten: Die Beweise gegen den 33-Jährigen waren gefälscht.

Das gab eine Zeugin zu, als sie von der Polizei befragt wurde. Die 35-Jährige wiederholte ihr Geständnis am Donnerstag. Jetzt sei sie nur noch wütend auf die Angeklagte, aber damals sei sie mit Petra K. befreundet, eine Zeit lang sogar jeden Tag bei ihr zu Besuch gewesen. Dabei sei die Sprache immer wieder auf Karl K. und den Sorgerechtsstreit gekommen.

Was weiß Peter F. über die Schließfach-Millionen?

"Ich habe meine Hilfe angeboten", berichtet die Zeugin. Und sie sei dann tatsächlich gefragt worden, ob sie das Auto des Opfers anzünden wollte. Peter F. würde den Wagen mit Benzin überschütten und sie müsse dann nur noch eine brennende Zigarette auf das Auto werfen. Sie weigerte sich. Allerdings habe sie, wie von ihrer damaligen Freundin verlangt, der Polizei den Einbruch in die Pizzeria gemeldet.

Der Prozess um den Sorgerechtsstreit wird am 13. Februar fortgesetzt. Doch Peter F. wird zuvor noch als Zeuge gebraucht – im Prozess um die verschwundenen Schließfach-Millionen.

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