Sorgerechtsstreit: Mutter taucht mit Kind ab
MÜNCHEN - Sorgerrechtsstreit um 17 Monate altes Kind erskaliert: Gemeinsam mit mehreren Männern entreißt eine Mutter dem Vater das Kleinkind und verschwindet. Die Polizei sucht nach der Frau.
Der Mann spaziert auf dem Gehweg vor seinem Haus und schiebt den Kinderwagen über den Asphalt. Dann geht alles ganz schnell. Er sieht seine Frau in Begleitung mehrerer Männer. Dann ein Zischen – und schon beißen sich die ätzenden Dämpfe des Pfeffersprays in seine Atemwege. Als er die tränenden Augen wieder öffnet, trifft ihn der nächste Schock: Sein Baby liegt nicht mehr im Kinderwagen, sein 17 Monate alter Bub ist weg. Dann sieht er ein dunkles Auto wegfahren.
Das Familiendrama beginnt am Dienstagabend gegen 17.15 Uhr in Eichenau. Die Mutter des Babys hatte ihrem Mann aufgelauert und ihn überfallen. Laut Polizei halfen ihr „mehrere“ Männer als Komplizen. Die 38-jährige Französin ist die Mutter des gemeinsamen 17 Monate alten Buben. Allerdings lebte das Kind beim Vater in Eichenau, im Landkreis Fürstenfeldbruck. Der 54-Jährige sorgte alleine für das Baby.
Das seit Dezember 2009 getrennt lebende Paar stritt sich um das Sorgerecht für den gemeinsamen Buben. Am Montag eskalierte der Streit – und die Frau nahm ihren Sohn an sich. Laut Staatsanwaltschaft hatten zum Zeitpunkt der Tat noch beide Elternteile das Sorgerecht. Dass sie ihr Kind mitgenommen hat, ist somit womöglich kein Straftatbestand. „Wir ermitteln zunächst wegen gefährlicher Körperverletzung aufgrund des Angriffs mit Pfefferspray“, sagt ein Polizeisprecher.
Doch noch immer ist nicht klar, wohin die Frau das Baby gebracht hat. „Es gibt Anhaltspunkte, wo die Mutter und das Kind sein könnten“, heißt es bei der Staatsanwaltschaft in München. Dort wird nun geprüft, ob der Frau neben Körperverletzung auch Kindsentzug vorgeworfen werden kann.
Am Montagabend hatte die Polizei eine Großfahndung gestartet. Der Vater konnte sich nur an ein Golf-ähnliches, dunkles Auto erinnern, mit dem seine Frau und deren Komplizen davongefahren sein sollen. Die Polizei kontrollierte Autos im gesamten Landkreis Fürstenfeldbruck, doch bis Mittwochnachmittag fehlte jede Spur von Mutter und Sohn. Womöglich hat die Frau ihr Kind nach Frankreich gebracht, wo die 38-Jährige seit der Trennung von ihrem Mann wieder lebt. rke
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