Sorge ums Erbe: So erfolgreich ist Münchens Mittelstand

München - Weder in Frankfurt, noch in Hamburg oder Berlin laufen die Geschäfte so gut wie in der Landeshauptstadt. Die hiesigen Mittelständler blicken im deutschlandweiten Vergleich auf ein überdurchschnittlich gutes Geschäftsjahr zurück.
Da drängt sich zwangsläufig eine Sorge auf: Wer kann den gut laufenden Betrieb eines Tages erfolgreich weiterführen? So geht es aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos hervor. "Das ist ein riesiges Thema geworden. Viel größer als in den vergangenen Jahren", sagt Stefan Geib von der Commerzbank, die die Studie in Auftrag gegeben hat.
Bei vielen Unternehmern stellt sich in den kommenden fünf Jahren die Frage der Nachfolge. 40 Prozent sorgen sich, niemand Geeigneten dafür zu finden. Für manche ist die Angst akut: Schon in diesem Jahr belastet 18 Prozent, wer nach ihrem Ruhestand das Geschäft übernehmen könnte. "Da entsteht ein Wettbewerb. In München gibt es Börsen, um Nachfolger an die Unternehmen zu vermitteln", so Geib.
Der Traditionsbetrieb in Familienhand ist offenbar ein Auslaufmodell. Immerhin wurden nur Unternehmer mit einem Umsatz von bis zu 15 Millionen Euro befragt - "der klassische Mittelstand also", erklärt Geib.
Doch nicht nur an der Unternehmensspitze herrschen Nachwuchssorgen. Der Fachkräftemangel bleibt mit Abstand die größte Angst. 44 Prozent sehen darin ein Risiko. Deutlich mehr, als im übrigen Deutschland. In der Landeshauptstadt wird das Geld in den Branchen Automobil, Finanzen, Medien und Forschung verdient. Und die verlangen nach qualifizierten Mitarbeitern.
Diesen Vorteil bietet München
Vorteil für München: Die Stadt zieht. "Das Gesamtpaket lockt Spezialisten von Top-Unis aus der ganzen Welt", erklärt Geib. Globale Unternehmen konkurrieren um die besten Mitarbeiter. Lebensqualität ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. "Microsoft und Google haben nicht ohne Grund viel investiert und ihre Zentren hierhin gestellt."
Beim Thema Innovation hängt München sogar Berlin ab. Zwar ist die Startup-Szene noch vergleichsweise überschaubar, aber fast die Hälfte der Unternehmer schätzt die eigene Stadt als innovationsfreundlich ein. In Berlin sagen das nur 28 Prozent.
München brummt: "Die Grundstimmung ist extrem positiv", zieht Geib Bilanz. 61 Prozent halten die wirtschaftliche Entwicklung 2017 für sehr gut. Im Vorjahr waren nur 40 Prozent so begeistert von ihrer Branche. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt und fürs kommende Jahr zeichnet sich dieser Trend weiter ab. An der Isar blicken die Unternehmer deutlich positiver auf 2018 als etwa am Main oder der Spree.
3.210 Freiberufler, Handwerker und Gewerbetreibende in mehr als 50 Regionen wurden befragt. Auch der bundesdeutsche Durchschnittsunternehmer ist nicht ganz so optimistisch gestimmt wie die Münchner Konkurrenz. Allerdings verpasst die Stadt selbst ihnen einen kleinen Dämpfer: Von langen Genehmigungsprozessen sehen 41 Prozent ihren Fortschritt gebremst.
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