Sorge um zwei Mädchen aus München

München - Heute startet der Flieger nach Afrika. An Bord zwei Mädchen aus München. Die Menschenrechtsorganisation „Target“ befürchtet, dass die Kinder beschnitten werden sollen. Versuche, die Reise zu verhindern, scheiterten.
Genitalverstümmelung, kurz FGM (Female Genital Mutilation), ist ein barbarisches Ritual. Menschenrechtsorganisationen wie Terre des Femmes schätzen, dass in Afrika jedes Jahr tausende Mädchen und junge Frauen verstümmelt werden. Auch Jasmin und Jana (Namen geändert) aus München droht dieses Schicksal.
Am Mittwoch will die Mutter mit ihren Mädchen nach Nigeria fliegen. Drei bis vier Monate sollen sie bleiben. Angeblich besuchen sie die Großmutter.
Kürzlich ging deshalb ein Notruf bei „TaskForce FGM“, ein. Die Organisation ist engagiert im Kampf gegen Genitalverstümmelung und hilft gefährdeten Mädchen. Der Anrufer behauptete, auch Jasmin (5) und ihre kleine Schwester Jana (1) müssten sich der blutigen Prozedur unterziehen.
Bei dem Ritual werden Mädchen die Schamlippen ganz oder teilweise entfernt, manchmal auch die Klitoris. Als Werkzeug dienen Rasierklingen oder Messer. Manchmal arbeiten die Beschneiderinnen auch nur mit Blechstücken oder sogar den Fingernägeln.
Die Opfer werden während der Beschneidung von einigen Frauen, darunter oft den Müttern, festgehalten. Narkosen gibt es selten. Bis die Wunden verheilen, dauert es Monate.
„Die Mädchen sind schrecklich traumatisiert und leiden ein Leben lang unter den Folgen“, sagt Annette Nehberg. Sie und ihr Mann Rüdiger Nehberg, der berühmte Survival-Experte, haben die Organisation „Target“ gegründet, um gefährdeten Mädchen zu helfen. „Ich bin überzeugt, dass die Münchner Mädchen in Gefahr sind“, sagt Annette Nehberg.
Bekannte versuchten, der Mutter der Mädchen ins Gewissen zu reden. Die Frau sei dabei in Tränen ausgebrochen, heißt es. Angeblich wurde sie selbst als Kind verstümmelt. Jetzt drängt die Familie offenbar, dass auch Jasmin und Jana folgen. Angeblich hat die Großmutter von Nigeria aus sogar nachgefragt, ob der Eingriff in Deutschland möglich wäre.
„TaskForce FGM“ schaltete das Jugendamt und das Amtsgericht ein. Ziel war es, den Eltern das Aufenthaltsbestimmungsrecht aberzuerkennen. Doch das Verfahren wurde eingestellt. Eine Gutachterin kam zum Ergebnis, die Mädchen seien nicht gefährdet. Das Amtsgericht verweigerte gestern eine Stellungnahme. Beim Sozialreferat hieß es, man prüfe den Fall. Ob die Reise im letzten Moment doch noch verhindert werden kann, ist fraglich.