Sophie (2) will leben: Und Münchner können helfen

München - "Was kann ich tun?" – der beliebte Pfarrer Rainer M. Schießler aus dem Glockenbachviertel hat sich diese Frage spontan gestellt, als er von Sophies Blutkrebs erfahren hat. Der Opa des zweijährigen Mädchens aus der Holzstraße hat ihm erzählt, dass seine Enkelin noch keinen passenden Stammzellenspender gefunden hat – obwohl sie im Januar dringend eine Transplantation braucht.
Der Münchner Stadtpfarrer öffnet als Hilfe deshalb am ersten Advent seinen Pfarrsaal für eine Blut-Typisierungsaktion. Den "genetischen Zwilling" des Mädchens, damit seine Leukämie geheilt werden kann, hilft Schießler so zu finden. Er ist Schirmherr mit der Aktion "Ärmel hoch gegen Blutkrebs". "Das ist keine Wichtigtuerei", sagt der katholische Pfarrer Schießler zu seinem Engagement, "der ethische Druck ist da und das Pfarrheim gehört den Leuten, die hier leben."
Vor allem junge Menschen sind gefragt
Der Pfarrer selbst steht schon in der Kartei. Aber mit 58 Jahren kommt er als Spender nicht mehr in Frage. Besonders jungen Leute ruft er "Mitmachen!" zu. Ältere Münchner sollten stattdessen das Portemonnaie aufmachen: "Es gibt keinen Grund, sich zu entziehen. Das gehört zur Solidargemeinschaft. Wir haben diesen Körper um ihn einzusetzen, ganz gleich in welcher Form: werktätig, in der Liebe oder so."
Die Familie der kranken Sophie ist neu im Glockenbachviertel. Der Vater arbeitet als Ingenieur bei BMW. Viele seiner Kollegen haben in der Firma eine kleine Blutprobe abgegeben: "Der Preis, den man bezahlt, dass man jemandem hilft, ist so gering", sagt der 35-jährige Deutsch-Franzose.
Richtiger Spender wäre das "schönste Weihnachtsgeschenk"
Seine kranke Tochter liebt ihren weißen Teddy. "Wenn sie Schmerzen hat, geht es ihr schlecht. Wenn es ihr gut geht, plappert und summt sie. Sophie singt sehr gerne", beschreibt sie der Vater. Außerdem liebe das Mädchen "Knastfutter": Brot, Wasser und Nudeln, ergänzt er mit einem Rest Humor: "Toll geht es uns nicht mit der Situation, aber wir haben die Haunersche Kinderklinik zehn Minuten zu Fuß, Top-Ärzte und Pfleger." Erst im Juli war der kleine Sohn der Familie geboren worden. Eine Woche später hat ihre zweijährige Tochter Sophie die Blutkrebs-Diagnose erhalten.
Mehr als 80 Prozent der Patienten finden den optimal passenden Spender. Die Dateien weltweit werden danach durchsucht.
Sophies Vater Stephan blickt nach vorne: "Es wäre das schönste Weihnachtsgeschenk, wenn jemand gefunden wird. Wir warten jeden Tag darauf. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch." Am ersten Advent sind im Pfarrsaal von St. Maximilian junge Leute ab 17 Jahren gesucht. Sich typisieren lassen kann man bis 45 Jahre.
"Ob sie gerade einen kleinen Schnupfen haben oder am Vorabend auf einer Party getanzt haben, spielt für Ihre Blutprobe keine Rolle", erklärt Manuela Ortmann von der Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern. Sie organisiert die aktuelle Typisierungs-Aktion für die kleine Sophie.
Lesen Sie auch: Das passiert, wenn man Stammzellenspender wird