Sonnenblumenöl-Krise: Gastro muss Rezepturen ändern

In Supermärkten ist wegen des Ukraine-Kriegs Sonnenblumenöl weitgehend ausverkauft. Auch Gastronomie und Lebensmittelindustrie spüren den Mangel und müssen sich darauf einstellen - ein Ende ist nicht in Sicht.
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Flaschen mit Öl stehen in einem Regal in einem Supermarkt.
Flaschen mit Öl stehen in einem Regal in einem Supermarkt. © Sven Hoppe/dpa/Archivbild

München – Für Verbraucher, Gastronomie und Lebensmittelhersteller wird Sonnenblumenöl wegen des Ukraine-Kriegs auf absehbare Zeit Mangelware bleiben. Da die Ukraine der größte Lieferant ist, erwartet der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie (Ovid) vorerst keine Verbesserung der Situation. Große Unternehmen wie McDonald's haben deswegen bereits ihre Speiseölmischung für die Zubereitung von Pommes frites geändert. Auch andere Gastronomen müssen reagieren.

"Wir sehen auf jeden Fall, dass die Preise für Speiseöle drastisch angestiegen sind", sagt Thomas Geppert, der Landesgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga in München. "Es ist durchaus vorstellbar, dass der eine oder andere Gastronom seine Rezeptur anpasst." In einer kürzlichen Umfrage des Verbands unter seinen Mitgliedern berichteten 95 Prozent über Lieferprobleme bei Speiseöl. Auch Mehl ist knapper als üblich, über die Hälfte der teilnehmenden Wirte und Hoteliers meldeten Engpässe.

Thomas Geppert, Geschäftsführer der Dehoga Bayern.
Thomas Geppert, Geschäftsführer der Dehoga Bayern. © Dehoga

McDonald's reduziert Sonnenblumenöl-Anteil in der Fritteuse

In den Supermärkten ist Sonnenblumenöl schon seit Wochen weitgehend ausverkauft. Längst trifft der Mangel aber auch große Unternehmen. "Wir nutzen zum Frittieren unserer Pommes eine Pflanzenölmischung - unter anderem aus Sonnenblumen- und Rapsöl - wobei Sonnenblumenöl nur einen kleineren Teil ausmacht", sagt eine Sprecherin von McDonald's Deutschland in München.

"Aufgrund der aktuell eingeschränkten Verfügbarkeiten werden wir diesen geringeren Anteil von Sonnenblumenöl vorübergehend weiter reduzieren." Die Gäste können demnach aber nach wie vor Pommes "in gewohnter Qualität bei uns bekommen".

Die Ursache der Probleme: "Bei Sonnenblumenöl ist die Ukraine der wichtigste Lieferant weltweit", sagt ein Ovid-Sprecher. Über die Hälfte der weltweiten Exporte von Sonnenblumenöl kommen aus dem osteuropäischen Land. In der Ukraine wurde bislang demnach aus den Sonnenblumenkernen sogenanntes Rohöl hergestellt und über das Schwarze Meer verschifft, die Exporte sind wegen des Kriegs zum Erliegen gekommen. "Das wird sich auf absehbare Zeit nicht verbessern."

Rapsöl ist ein geeigneter Ersatz für Sonnenblumenöl

Der Mangel an Sonnenblumenöl bedeutet aber nicht, dass die Bürger auf Pommes, Bratwurst, Krapfen und andere frittierte Speisen verzichten müssten. Rapsöl ist ein geeigneter Ersatz. "Beim Raps gibt es kein Problem", sagt der Ovid-Sprecher. Denn in Deutschland, Frankreich oder Polen wird Raps demnach auf jeweils einer knappen Million Hektar angebaut. Dass auch Rapsöl derzeit in vielen Supermärkten nicht oder nur schwer zu bekommen ist, liegt laut Verband sowohl an Hamsterkäufen als auch an Logistikproblemen. So fehlen Lkw-Fahrer aus der Ukraine, von denen viele bislang für polnische Speditionen arbeiteten.

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Bei vielen Lebensmitteln und in der Gastronomie sind in den kommenden Monaten weitere Preiserhöhungen absehbar. McDonald's hat den Betreibern seiner Restaurants bereits Preisanpassungen für einige Gerichte auf der Speisekarte empfohlen. Und beim Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks heißt es: "Neben den gestiegenen Rohstoffpreisen bereiten den Bäckern bereits seit Monaten die höheren Personal- und vor allem exorbitanten Energiekosten große Sorgen."

Rohstoffe und Material machen demnach in einer Bäckerei etwa 18 bis 25 Prozent der Kosten aus, Personal etwa 40 bis 50 Prozent. "Alle drei Kostenfaktoren - Personal, Rohstoffe, Energie - stehen derzeit massiv unter Druck und zwingen Bäckereien dazu, ihre Kalkulationen zu überprüfen beziehungsweise gegebenenfalls anzupassen."

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10 Kommentare
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  • Rosinerl am 17.04.2022 19:25 Uhr / Bewertung:

    Die Öle, die jetzt in den Supermarktregalen stehen (sollten), wurde aus der Ernte des letzten Jahres gepresst. Das hat mit dem Ukrainekrieg gar nichts zu tun. Die Ernte ist schon lange eingefahren und schon lange zu Speiseöl verarbeitet. Es gibt exakt 4 Ursachen für die hohen Preise und den Mangel an Speiseölen in den Supermärkten:
    (1) Spekulation wegen des Krieges
    (2) Mitnahmeffekte der Hersteller und des Handels. Man kann eine Preiserhöhung auf die Krise schieben, auch wenn sie gar nichts damit zu tun hat.
    (3) Irrationale Hamsterkäufe
    (4) Die Unfähigkeit von Herstellern und Handel angemessen schnell auf die erhöhte Nachfrage zu reagieren.
    Nur mit dem Krieg selbst hat das alles nichts zu tun!

  • Shelly am 18.04.2022 00:44 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Rosinerl

    Laut Statista sind die Niederlande gefolgt von Ungarn die Hauptlieferanten von Sonnenblumenöl. Aber die Deutschen lassen sich gerne hinter die Fichte führen. Die frieren und stinken auch gerne gerne gegen Putin.😂

  • Karljörg am 19.04.2022 15:07 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Rosinerl

    Den Hamsterern sei gesagt, das in großen Mengen gehortete Öl ist nach etwa in einem1/2 Jahr ranzig!

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