Sonne bitte kommen: München versinkt im Nebel
MÜNCHEN - Gerade mal 20 Sonnenstunden hat es im Januar in München gegeben – zwei Drittel weniger als normal: In den Solarien herrscht deshalb derzeit Hochbetrieb – nur in den Bergen strahlt die Sonne
Irgendwo da draußen gibt es sie. Das weiß jeder, auch wenn es im Moment so scheint, als hätte sich die Sonne an einen unbekannten Ort zurückgezogen. Sich ein paar Strahlen lässig auf die Nasenspitze scheinen lassen – das war in München schon seit Tagen nicht mehr möglich. 20 lächerliche Sonnenstunden gab’s in der bayerischen Landeshauptstadt im Januar.
„Das sind zwei Drittel weniger als normal“, sagt Wetterexperte Gery Keller von Meteomedia. Und dabei dürfen sich die Münchner nicht mal beschweren. Richtig arm dran sind die Bewohner von Nürnberg und Hof mit gerade mal dreieinhalb Stunden Sonne. Dieser Tropfen vermag wirklich keinen Stein zu wärmen.
Ist es draußen grau und düster, schlägt das dem Menschen irgendwann aufs Gemüt. Katja Hiltenkampf kennt das Gefühl, müde und unausgeglichen zu sein. Aber sie hat ihr perfektes Rezept gegen den Winterblues schon gefunden. „Ein Besuch im Solarium ist für mich wie ein Kurzurlaub“, sagt die 32-Jährige. Bei der momentanen Wetterlage startet sie gerade öfter auf einen Kurztrip und genießt eine Viertelstunde auf der Sonnenbank. Trifft sich gut, dass sie neben ihrem Studium im Sonnenstudio jobbt.
Während viele die Sonne herbeisehnen, freut sich Jörg Gmähle geradezu über den grauen Alltag. Kein Wunder, der 50-Jährige führt das „Sonnenstudio Münchner Freiheit“ in der Hesseloher Straße. Je schlechter das Wetter, umso mehr Kunden kommen. „Im Januar geht die Hochsaison meistens los. Die Kunden kommen, weil sie gesund ausschauen wollen. Nach ein paar Minuten im Solarium fühlen sie sich gut und sind entspannt.“ Gmähle empfiehlt eine kurze Bestrahlung alle zehn Tage. „Es sollte sich aber jeder beraten lassen. Bei uns gehört das zum Service.“
Trotz Aufklärung über den Hauttyp hält Dermatologin Juliane Habig nichts davon. „Das Hautkrebsrisiko durch die künstliche Bestrahlung ist zu groß“, sagt sie und rät zu einem ausgedehnten Spaziergang in der freien Natur.
Der wird am Wochenende eher im Süden Bayerns Spaß machen. Dort traut sich die Sonne auch mal zwei, drei Stunden raus. „Je näher man an die Alpen heranrückt, umso weniger Nebel hat’s“, sagt Gery Keller. In Kempten zum Beispiel gab’s im Januar 61 Sonnenstunden, das sind zwar 20 weniger als normal, aber immer noch dreimal so viel wie in der bayerischen Landeshauptstadt.
Auch Augsburg hat mit 26 fast die Hälfte erreicht. Besonders hoch hinaus ging es aber an der Zugspitze. 123 Stunden Stunden Sonnenschein – mehr als im Durchschnittsvergleich. Ein Ausflug in die Gegend um den höchsten Berg Deutschlands lohnt sich also besonders.
In München bleibt es in den nächsten Tagen suppig. „Im Flachland gibt’s eben aus Erfahrung viel Hochnebel“, sagt Keller. Keine schönen Aussichten. Doch mit dem Gerücht, dieser Januar sei der kälteste seit Jahrzehnten, will der Meteorologe gleich mal aufräumen: „Das ist Quatsch.“
S. Dahlem, V. Duregger
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