Song Contest: Die Münchner Pannen-Show

Auch in München wurde schon ein Grand-Prix-Kapitel geschrieben – nicht das rühmlichste. 1983 war die Rudi-Sedlmayr-Halle Schauplatz eines denkwürdigen Wettbewerbs.
von  Abendzeitung
"Ich hatte nicht meinen besten Tag", sagte Marlene Charell nach der Moderation von München.
"Ich hatte nicht meinen besten Tag", sagte Marlene Charell nach der Moderation von München. © dpa

Auch in München wurde schon ein Grand-Prix- Kapitel geschrieben – es war nicht das rühmlichste. 1983, im Jahre nach Nicoles Sieg („Ein bisschen Frieden”) war die Rudi-Sedlmayr-Halle Schauplatz eines denkwürdigen Wettbewerbs.

München - Rund eine halbe Milliarde TV-Zuschauer konnten die Französin Corine Hermes siegen sehen – und eine Reihe erstklassiger Pannen und Peinlichkeiten erleben.

Franz Josef Strauß saß in der ersten Reihe – zuvor hatte er gedonnert, die 20 Teilnehmer hätten „Anspruch darauf, von den Folterwerkzeugen hämischer Kultur-Kritikaster verschont zu bleiben”. Hier gehe es „nicht um fein abgestimmten Kaviar zum fein ziselierten Mozart”. Doch es nutzte nichts, Spott gab’s kübelweise.

Moderatorin Marlene Charell musste dreisprachig moderieren, die damals 38-Jährige verhaspelte sich allein bei den Namen der Interpreten gezählte zwölf Mal. „Ich hatte wirklich nicht meinen besten Tag”, sagte die vormalige Revue-Tänzerin danach.

Jugoslawien, Schweden und Israel (mit der später erfolgreichen Ofra Haza) waren die Publikums-Lieblinge, doch die entscheidenden Punkte blieben aus. Als die Türkei Israel gar keinen Punkt gab, wetterte die Delegation: „Eine politische Entscheidung!”

Die Zuschauer im Saal regierten sauer auf die Abstimmung. Als die vorher und auch nachher wieder völlig unbekannte Gewinnerin Corine Hermes ihr Siegerliedchen beendet hatte („Wenn das Leben ein Geschenk ist”), blieb der Applaus weitgehend aus.

Viele der 2000 Zuschauer hatten längst die ungastliche Halle verlassen und den Eklat perfekt gemacht. Eine Wiederholung des Vorjahreserfolgs für Deutschland verpasste damals das Duo Hoffmann&Hoffmann. Mit „Rücksicht” (Text: Volker Lechtenbrink) wurden sie Fünfte.

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