Sommer, Winter, Streik
Wenn nicht gerade das Wetter die Bahn daran hindert, pünktlich zu fahren, sind es die Lokführer: Die GDL-Mitglieder haben jetzt für Streiks gestimmt. Das Chaos ist programmiert
Berlin Zu den vier Hauptfeinden der Deutschen Bahn – Frühling, Sommer, Herbst und Winter – gesellt sich jetzt noch ein fünfter Feind dazu: der Streik. Gestern Nachmittag haben die Lokführer von der Gewerkschaft GDL ihre Urabstimmung ausgezählt.
Das Ergebnis: Der Streik kommt. Über 92 Prozent der GDL-Mitglieder bei der Deutschen Bahn und 96 Prozent der GDL-Mitglieder bei den Privatbahnen kreuzten „Ja“ an. Die Wahlbeteiligung lag bei 81 Prozent.
Damit ist der Weg frei für den Arbeitskampf. „Das ist ein deutliches Signal an alle Arbeitgeber in Eisenbahnverkehrsunternehmen“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky. Wann genau die Streiks losgehen, ist noch unklar.
„Es könnte schon in dieser Woche sein“, sagt GDL-Vize Norbert Quitter zur AZ. Klar ist nur so viel: Aus Rücksicht auf Fasching wird’s am heutigen Dienstag noch keinen Streik geben. „Wir werden das rechtzeitig, also mindestens 12 Stunden vorher, bekannt geben“, sagt Quitter.
Wie lange die Streiks dauern, dazu will er nichts sagen. Von mehreren Stunden bis hin zu ganz- oder mehrtägigen Aktionen ist nichts ausgeschlossen. Allerdings: Der Schwerpunkt soll beim Güterverkehr liegen.
Der Deutsche Industrie-und Handelskammertag (DIHK) warnte vor schweren Folgen für die deutsche Wirtschaft. Streiks im Schienengüterverkehr könnten bereits nach wenigen Tagen zu Produktionsstörungen führen.
Aber auch im Personenverkehr wird’s zu Ausständen kommen. Das Chaos für Reisende und Pendler scheint programmiert. Scharfe Kritik an den Streikhanseln übt der Fahrgastverband Pro Bahn: Der Streik solle vor allem die Bahnunternehmen treffen und nicht die Reisenden.
„Es kann nicht sein, dass die Kunden in Geiselhaft genommen werden, obwohl sie eigentlich dieselben Interessen haben“, sagte Verbandschef Karl-Peter Naumann. Als Vermittler im Tarifstreit hat sich Ex-Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) angeboten.
Er plädiert dafür, auf Grundlage des bereits mit anderen Gewerkschaften ausgehandelten Branchentarifvertrags zu sprechen. Doch das lehnt die GDL ab: „Uns ist noch lebhaft in Erinnerung, dass sich Herr Struck 2007 klar und deutlich gegen einen eigenständigen Lokführer-Tarifvertrag gestellt hat“, sagt Weselsky. Die GDL verlangt einen Flächentarifvertrag für alle Bahnunternehmen – auf dem Niveau der Deutschen Bahn. Die Privatbahnen zahlen bis zu 30 Prozent weniger.
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