Sommeliere-Tipps: Auf ein prickelndes Jahr!

Champagner oder Sekt? Flöten oder Kelche? Wohin mit dem Rest und wo die übrig gebliebenen Flaschen lagern? Bevor die Korken knallen, gibt eine Sommeliere Tipps für Silvester
von  Abendzeitung
Sommeliere Christine Müller
Sommeliere Christine Müller © Gregor Feindt

Champagner oder Sekt? Flöten oder Kelche? Wohin mit dem Rest und wo die übrig gebliebenen Flaschen lagern? Bevor die Korken knallen, gibt eine Sommelière Tipps für Silvester

Der Countdown läuft. Um Mitternacht knallen die Korken. Damit das neue Jahr auch wirklich überschäumend anfängt, braucht’s ein bisschen Vorbereitung und ein paar spritzige Tipps. Die gibt’s hier von Christine Müller, der neuen Sommelière im Luxushotel Bayerischer Hof.

AZ: Muss es an Silvester Champagner sein?

CHRISTINE MÜLLER: Champagner, der nur aus drei Rebsorten in der französischen Champagne erzeugt werden darf, ist etwas Edles und Besonderes – und somit natürlich sehr passend zu Silvester. Doch es muss nicht unbedingt Cham-pagner sein.

Was sind gute und preisgünstigere Alternativen?

Deutscher Winzersekt, Crémant aus Frankreich, Spumante aus Italien oder Cava aus Spanien. Diese Schaumweine sind alle im Champagner-Verfahren hergestellt, sprich: in der traditionellen Flaschengärung.

Wie finde ich die passenden Silvester-Flaschen?

Am besten in einer Vinothek, wo man sich gründlich beraten lassen kann. Den Experten möglichst genau beschreiben, was man will oder gerade nicht – wie beispielsweise einen Brut oder einen Sec, also einen trockenen oder einen süßen Schaumwein.

Kann ich auch im Supermarkt fündig werden?

Es mag auch gut sortierte Supermärkte geben, doch zum einen gibt es dort meist keine Beratung. Zum anderen sind die Flaschen oft ungeschützt unter hellen Strahlern gelagert, was zu dem so genannten Lichtgeschmack führen kann: Der Inhalt prickelt nicht mehr richtig, schmeckt flach und firnig.

Wie kühle ich meine Silvester-Flaschen?

Am besten legt man sie am Silvestertag in der Früh in den Kühlschrank und dann eine Stunde vor dem Servieren direkt auf Eis: in den Eiskühler oder auch ins Waschbecken, voll gefüllt mit Eiswürfeln. Von den Flaschen soll oben nur der Korken rausschauen. Erst zehn Minuten vor Mitternacht wieder herausholen, schließlich soll der Schaumwein ja eisgekühlt ins Glas.

In Flöten oder Kelche?

Auf jeden Fall in Flöten! In Kelchen entweicht die Kohlensäure viel zu schnell. Die Perlage, das berühmte Prickeln, geht verloren. Außerdem sind Kelche, aus denen man nur unschön schlürfen kann, auch schrecklich altmodisch.

Wie öffnet man Champagner, Sekt und Co richtig?

Die Flasche am besten mit einer Hand unten schräg halten, mit der anderen den Korken herausdrehen.

Was mache ich, wenn der Korken partout nicht raus will?

(lacht) Die Flasche ein wenig schütteln, dann kommt der Korken ganz von selbst! Allerdings kann's ein wenig feucht werden.

Was sagen Sie zu dem legendären Löffel in der offenen Flasche? Ersetzt er tatsächlich den Verschluss?

Nein, das ist Mumpitz. Die Flasche ist ja auch mit Löffel nach wie vor offen. Die Kohlensäure entweicht, aus Champagner wird ein Stillwein. Wer keinen Druckverschluss hat, sollte lieber den Korken etwas zuschneiden und reindrücken. Doch Champagner und all seine Verwandten schmecken ohnehin schon am nächsten Tag nicht mehr so gut wie beim ersten Glas.

Wie lange kann ich übrig gebliebene Silvester-Flaschen aufheben?

Schaumweine ohne Jahr-gangsbezeichnung sind allgemein für den baldigen Genuss gedacht, da sie sich in Geschmack, Farbe und Perlage über die Monate hinweg negativ verändern können. Daher sollte man übrig gebliebene Flaschen nicht bis zum nächsten Silvester aufheben, son-dern trinken! Statt Wein kann man zu einem Menü als Essensbegleiter doch auch mal Champagner servieren. Ein Champagnersorbet als Dessert ist eine feine Sache.

Wo lagere ich die Flaschen, bis sie aufgebraucht sind?

Am besten im Kühlschrank. Ist dort kein Platz, rate ich, die Flaschen liegend im Keller aufzubewahren – oder dort, wo’s auch dunkel ist, beispielsweise in einem Schrank oder im Schlafzimmer unter dem Bett.

Interview: Annette Baronikians

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