Sollen Straßen nur nach Frauen benannt werden?

Eine Stadträtin fordert: Fünf Jahre lang sollen Männer nicht geehrt werden. Die Verwaltung lehnt das bisher aber ab
Julia Lenders |
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Die Katharina-von-Bora- Straße ist eine von 288 Straßen mit weiblicher Namenspatronin. Wobei die Umbenennung der Meiserstraße eher nichts mit Gleichberechtigung, sondern mit Politik zu tun hatte.
Frank Leonhardt, dapd Die Katharina-von-Bora- Straße ist eine von 288 Straßen mit weiblicher Namenspatronin. Wobei die Umbenennung der Meiserstraße eher nichts mit Gleichberechtigung, sondern mit Politik zu tun hatte.

In München gibt es derzeit 6129 Straßen. Jetzt raten Sie mal, wie viele davon nach einer Frau benannt sind: Ein Drittel vielleicht? Oder bloß ein Viertel? Weit gefehlt. Es sind exakt 288 und damit mickrige 4,7 Prozent. Dagegen haben fast zehn Mal so viele Männer die Ehrung erfahren, dass eine Straße ihren Namen trägt. Genau: 2774.

Der Rest, also fast genau die Hälfte aller Straßen, ist nicht nach Personen benannt. Dafür gibt’s so klangvolle Namen wie die Maiglöckchenstraße in Freimann oder die Hummelblumenstraße in der Fasanerie.

Wer einen Frauenanteil von 4,7 Prozent niedrig findet, dem sei gesagt: Die Quote im Münchner Straßenbild liegt sogar noch höher als die in Deutschlands Vorstandsetagen. 2012 waren nur rund vier Prozent aller Vorstandssitze in den Top-200-Unternehmen von Frauen besetzt.

Doch zurück zu München. Die Linke-Stadträtin Dagmar Henn hat sich des Themas „Geschlechtergerechtigkeit im Straßenbild“ angenommen. In einem Antrag forderte sie: Alle Straßen, die nach Personen benannt werden, sollen für einen Zeitraum von vorerst fünf Jahren nur nach Frauen benannt werden. Ein Vorschlag, der bei der Verwaltung nicht auf Gegenliebe stieß.

Am Donnerstag wird das zuständige Kommunalreferat dem Stadtratsausschuss empfehlen, diese Idee zu begraben. Warum? Eine verstärkte Benennung nach Frauen sei eine „äußerst schwierige Aufgabe“, heißt es in der Beschlussvorlage. „So wurden früher beispielsweise sowohl von privater Seite als auch aus den Bezirksausschüssen und den Reihen des Stadtrats fast ausschließlich Männer zur Straßenbenennung vorgeschlagen.“ Deshalb ist die Vormerkliste des Vermessungsamts nun auch ziemlich männer-dominiert.

Das Problem „Männerüberhang“ ist bekannt und in den vergangenen Jahren auch schon thematisiert worden. Nur: An der Vorschlags-Lage habe sich trotzdem nicht viel geändert, erklärt Kommunalreferent Axel Markwardt. Von Januar 2010 bis heute seien bloß sieben Frauen für Straßenbenennungen empfohlen worden – und 15 Männer.

Trotzdem sei man bemüht gewesen, weibliche Wege zu schaffen, besonders in den großen Neubaugebieten. Die Behörde, so wird in der Beschlussvorlage versichert, werde sich auch weiterhin ins Zeug legen, das bestehende Missverhältnis zu verringern. Die Fünf-Jahres-Lösung soll’s aber nicht sein. Sonst könnten die bisherigen Grundsätze bei der Straßenbenennung nicht beibehalten werden.

Außerdem würden solche „starren Regelungen“ dazu führen, dass gar keine Männer-Ehrungen mehr möglich seien – weder erforderliche noch gewünschte. Als Beispiele werden Dominik Brunner oder Bernd Eichinger genannt. Männer wie sie dürften sonst nämlich keine Namensgeber mehr sein.

Auch die Grünen-Stadträtin Lydia Dietrich hält nichts von einer rigorosen Namens-Politik. „Ich will keine Regelung, die ausschließt.“ So etwas wie den Rudi-Hierl-Platz, benannt nach dem verstorbenen CSU-Stadtrat, wolle sie nicht ablehnen müssen.

Das Beispiel Bogenhausen: Das pdf zum Downloaden

 

In Bogenhausen heißen Straßen wie Opern oder Städte in Ost- und Westpreußen. Andere sind nach Mythen und Völkern benannt, andere Straßenzüge haben das Thema Nordfriesland.

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