Solidarität mit Carola Rackete: Demonstration in München

München – Die deutsche Kapitänin des Rettungsschiffs "Sea-Watch 3" hat sich nach ihrer Festnahme in Italien verteidigt. "Die Situation war hoffnungslos. Und mein Ziel war es lediglich, erschöpfte und verzweifelte Menschen an Land zu bringen", sagte die 31-jährige Carola Rackete über ihre Anwälte der Zeitung "Corriere della Sera". "Ich hatte Angst", sagte die Kapitänin. Sie habe Suizide befürchtet.
Rackete hatte das Schiff mit 40 Migranten in der Nacht zum Samstag unerlaubt in den Hafen von Lampedusa gesteuert und war festgenommen worden. Ihr drohen eine Geldstrafe, mehrere Anklagen und im schlimmsten Fall Haft.
Aus Deutschland erreichte die Kapitänin eine Welle der Solidarität. In München postierten sich am Sonntagabend rund 1.000 Menschen vor dem italienischen Konsulat am Friendsengel.
Redner kritisieren deutsche und italienische Flüchtliungspolitik
Benjamin David hatte mit seinem Verein Isarlust eine Spontandemo organisiert, um Solidarität mit der Kapitänin zu bekunden und gegen Abschottungspolitik zu protestieren. Lifelife-Skipper Claus-Peter Reisch sprach auf Italienisch mit dem Konsul. Rackete sei keine Verbrecherin und Italien solle "den Weg der Menschlichkeit gehen".
Auch Grünen-Vorsitzende Katrin Habenschaden war vor Ort und sagte, Menschen zu retten sei "keine politisch-strategische Frage, sondern selbstverständlich". "Salvini gehört vor ein Gericht gestellt - wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit", sagte Micky Wengatz von der SPD. Der italienische Innenminister, Matteo Salvini, hatte die Flüchtlingsretter von "Sea Watch" als Kriminelle bezeichnet.
Thomas Lechner, der für die Ehrenamtler, die sich in der Stadtgesellschaft engagieren, kritisierte auch die deutsche Flüchtlingspolitik, die mit der Isolierung von Geflüchteten in Ankerzentren in das gleiche Horn blase wie ein Salvini. Er forderte die Stadt München auf ein "sicherer Hafen" zu werden, also Teil einer Initiative der Kommunen, der München bisher nicht beigetreten ist.
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