Solaranlagen mitten in der Stadt: München wird zur Sun City

Immer mehr Deutsche wollen Strom und Wärmeenergie mit Solaranlagen gewinnen. Die Wirtschaftskrise macht's möglich: Die Preise für die Geräte sind stark gesunken – dazu gibt’s Extra-Geld vom Staat. Die AZ klärt die wichtigsten Fragen.
von  Abendzeitung
Rosmarie und Peter Held vor ihrer Solaranlage.
Rosmarie und Peter Held vor ihrer Solaranlage. © Martha Schlüter

MÜNCHEN - Immer mehr Deutsche wollen Strom und Wärmeenergie mit Solaranlagen gewinnen. Die Wirtschaftskrise macht's möglich: Die Preise für die Geräte sind stark gesunken – dazu gibt’s Extra-Geld vom Staat. Die AZ klärt die wichtigsten Fragen.

Wenn über der Lerchenau die Sonne scheint, freut sich Peter Held. Nicht nur über das schöne Wetter. Wenn die Sonne scheint, spart Peter Held Geld und schont die Umwelt. Denn seit einem Monat hat er Sonnenkollektoren auf dem Dach. Damit speichert er Wärme – für seine Heizung und Warmwasser.

Eine Solaranlage in der Stadt? Bislang gab es die Zellen vor allem auf Dächern von Gebäuden in ländlichen Gebieten. Doch immer mehr Stadt-Bewohner kaufen sich eine Solaranlage – wie Peter Held. Der Grund: die steigenden Energiekosten. Und bessere Solaranlagen: „Die Anlagen sind effizienter und dünner und erzielen eine bessere Wirkung, so dass auch kleinere Flächen reichen“, sagt Carsten Körnig vom Bundesverband für Solarwirtschaft zur AZ. Darüber hinaus sind die Preise für Solarzellen in den ersten Monaten des Jahres um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. 1,7 Millionen Anlagen gibt es auf deutschen Dächern – Tendenz steigend.

Peter Held ist begeistert von seinen Kollektoren: „Mit den 33 Quadratmetern Sonnenkollektoren habe ich absichtlich eine etwas größere Anlage gewählt“, sagt Held. So können die Solarzellen auch in der Übergangszeit – März, April, September oder Oktober – genügend Energie erzeugen. „Dann kann ich auch drei, vier Tage heizen, wenn die Sonne mal nicht scheint.“

Die AZ erklärt, was man über Sonnenenergie wissen muss.

Welche Energie kann man mit Sonnenstrahlung erzeugen?

Solarstrom oder Solarwärme. Eine Photovoltaik-Anlage wandelt die Sonnenstrahlung in elektrische Energie um. Solarwärme entsteht in einer solarthermischen Anlage.

Wann kommt eine Anlage für mich in Frage?

Von der Sonnenstrahlung ist jeder Ort in Deutschland geeignet. Es kommen vor allem Dächer in Betracht, die nach Süden oder Südwesten ausgerichtet und um 20 bis 60 Grad geneigt sind. Auch Flachdächer sind geeignet.

Wie groß muss die Anlage sein?

Für eine Photovoltaik-Anlage werden 20 Quadratmeter Dachfläche benötigt. Solarthermische Anlagen kommen für Warmwasser schon mit sechs Quadratmetern in Frage. Wenn auch die Heizung mit betrieben werden soll, sollten es 20 Quadratmeter sein.

Wie teuer sind die Anlagen?

Bis zu 8000 Euro kostet eine Photovoltaikanlage mit 20 Quadratmetern. Eine solarthermische Anlage mit Flachkollektoren kostet 4000 bis 6000 Euro inklusive Montage. Wenn nicht nur Warmwasser, sondern die Heizung mit betrieben werden soll, kostet die Anlage bis zu 10000 Euro.

Wie viel Strom produziert eine Photovoltaikanlage?

Eine 20-Quadratmeter-Anlage produziert 1600 Kilowattstunden Solarstrom im Jahr.

Was leistet eine solarthermische Anlage?

Kollektoren mit sechs Quadratmetern Fläche sammeln 6000 Kilowattstunden Energie. Laut der Initiative „Solarwärme Plus“ entspricht das 2000 mal Duschen oder 5000 mal Wäschewaschen mit der Waschmaschine.

Welche Förderungen vom Staat gibt es?

Wer Solarstrom produziert und ins Netz einspeist, bekommt 20 Jahre lang 43 Cent pro Kilowattstunde. So sind spätestens nach 19 Jahren alle Kosten wieder drin. Wer Sonnen-Wärme speichert, bekommt über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Zuschüsse – je nach Gerät und Gebäude.

23000 Euro zahlten Peter Held und seine Frau Rosmarie für ihre Anlage. 5000 Euro bekamen sie als Subventionen vom Staat dazu. In 13 Jahren, sagt Held, hat er die Kosten für die Anlage wieder drin. Er hat gerechnet: In den 19 Jahren, die er das Haus in der Lerchenau bewohnt, stiegen Gas- und Ölpreis im Jahr um durchschnittlich zwölf Prozent. Und für den Fall, dass die Sonne nicht ausreicht, kann Held immer noch mit Gas zuheizen. „Im letzten Monat musste ich nur einmal in den Keller, um den Gasbrenner anzuschmeißen“, sagt er.

Weitere Informationen gibt der Bundesverband Solarwirtschaft auf der Internetseite unter

www.solartechnikberater.de

Christoph Landsgesell, Volker ter Haseborg

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.