Sohn wurde in den Selbstmord getrieben: Eine Mutter klagt an

Der Sohn (20) von Svetlana H. wird brutal zusammengeschlagen – drei Monate später ist er depressiv und stürzt sich in den Tod. In gut zwei Wochen beginnt der Prozess gegen die Schläger - und Svetlana H. muss den Peinigern ihres einzigen Kindes gegenüber stehen.
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Versucht ihr Leben weiter zu leben: Svetlana H.
Martha Schlüter Versucht ihr Leben weiter zu leben: Svetlana H.

MÜNCHEN - Der Sohn (20) von Svetlana H. wird brutal zusammengeschlagen – drei Monate später ist er depressiv und stürzt sich in den Tod. In gut zwei Wochen beginnt der Prozess gegen die Schläger - und Svetlana H. muss den Peinigern ihres einzigen Kindes gegenüber stehen.

Ein halbes Jahr ist es nun her, dass ihr Sohn Igor in den Tod gesprungen ist. Svetlana H. (44) leidet noch immer stark unter dem Verlust ihres einzigen Kindes. Der 20-Jährige war im Dezember 2007 von drei Jugendlichen in der Kultfabrik brutal zusammengeschlagen worden. Er verfiel in Depressionen und brachte sich am 5. April um. Seinen mutmaßlichen Peinigern wird am 13. November der Prozess gemacht.

Die Bundespolizei hatte unmittelbar nach der Tat einen Schneider (18), einen Arbeitslosen (18) und einen Kfz-Mechatroniker (19) aus München festgenommen. Die Täter waren äußerst brutal vorgegangen: Einer der Angreifer bricht im Streit mit seinem Ellenbogen mehrmals Igors Nasenbein. Der Schüler stürzt zu Boden. Die Jugendlichen treten auf ihn ein und zertrümmern sein rechtes Jochbein. Sein linkes Trommelfell reißt.

"Geld interessiert mich nicht"

Schlimmer als die körperlichen wiegen aber die psychischen Verwundungen. „Igor hat das nicht verkraftet“, sagt seine Mutter. Svetlana H. tritt im Strafprozess als Nebenklägerin auf, ob sie darüber hinaus Schadenersatz geltend macht, weiß sie noch nicht. „Geld interessiert mich nicht. Ich will, dass sie bestraft werden.“

Was sie besonders wütend macht: Die Täter waren vorbestraft. „Sie müssen ins Gefängnis, damit andere davon abgehaltenwerden, einfach Menschen zu schlagen."

Svetlana H. hat nach dem Selbstmord ihres Sohnes die Wohnung in Haidhausen sofort aufgegeben und ist zu ihrem Lebensgefährten nach Waldtrudering gezogen. „Ich konnte keinen Tag mehr in der Wohnung bleiben.“ Der Schmerz dauert an. „Ich gehe nicht mehr in diese Gegend.“ Zu viele Erinnerungen an Igor, an glücklichere Zeiten. „Er war ein ruhiger Junge, wurde von allen respektiert, von allen geliebt.“ In diesem Moment unterbricht sie ihre Erzählung, beginnt zuweinen. „Sie haben ihn tief beleidigt und geschlagen. Das steht doch in keiner Relation.“

Sie fürchtet sich vor dem 13. November – aber zeigt sich sehr tapfer. Was passiert, wenn sie zum ersten Mal denjenigen Auge in Auge gegenüber steht, denen sie die Schuld am Tod ihres Kindes gibt? „Da muss ich durch. Die Sache muss ein Ende finden.“ Sie war nach dem traumatischen Erlebnis beim Arzt. „Ich hab’ Spritzen bekommen, aber wirklich helfen konnten sie mir nicht. Und ins Krankenhaus wollte ich nicht.“

Die Buchhalterin hat stattdessen ihre Arbeit wieder aufgenommen, versucht ihr Leben weiter zu leben – soweit das geht. Von den drei Tätern hat sich bis heute keiner bei ihr entschuldigt.

John Schneider

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