Sohn ertränkt Mutter (85) in der Badewanne
In den Fenstern hängen sorgfältige, weiße Spitzengardinen, auf einer Fensterbank im Erdgeschoss steht ein Strauß weißer Plastikrosen. Das Polizeisiegel an der Haustür wurde inzwischen entfernt. Äußerlich deutet nichts mehr darauf hin, was vor knapp zwei Wochen in dem bescheidenen Reihenhäuschen in Englschalking geschehen sein soll. Nach Erkenntnissen der Mordkommission und der Staatsanwaltschaft hat hinter dieser Fassade ein 58-jähriger Mann seine betagte Mutter (85) in der Badewanne ertränkt.
Zunächst waren die Ermittler nicht von einem Verbrechen ausgegangen. Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch am Freitag: „Es war unklar, ob sich der Sohn das nicht nur zugeschrieben hat.“ Die unmittelbare Nachbarin und Freundin der Toten glaubt bis heute nicht an ein Verbrechen: „Die beiden waren doch so eng miteinander durch den frühen Tod des Vaters! Er ist schon mit 45 Jahren gestorben, da war Rudi 15 oder 16. Das hat die beiden zusammengeschweißt“, sagte sie am Freitag zur AZ.
Rudi K. (58) hatte sich jahrelang liebevoll um seine Mutter, die früher als Verkäuferin gearbeitet hatte, gekümmert. Seine Frau, die in einem Alten- und Pflegeheim in München arbeitet, half ihm dabei. Obwohl die beiden mit den gemeinsamen drei Kindern im Landkreis Landshut leben, waren sie häufig in München und kümmerten sich um Karolina B. (Spitzname „Line“). Oft übernachteten die beiden in dem Haus.
Auch am Dienstag vor zwei Wochen, 29. Oktober, war Rudi K. zu seiner Mutter gefahren. Der 58-Jährige, der zeitweise am Flughafen gearbeitet haben soll, half seiner Mutter auch bei der Körperpflege. Dabei nahm es Karolina B. genau, weiß ihre Freundin: „Sie ging alle zwei Wochen zum Friseur und war immer sehr gepflegt.“ Als Karolina B. an diesem Tag in der Badewanne saß, kam es aber offenbar zu einem tödlichen Streit.
Wie Rudi K. später den Ermittlern berichtete, habe er seiner Mutter die Haare waschen wollen. Doch die alte, leicht demente Dame wollte das nicht. Offenbar versuchte sie, ihren Sohn zu schlagen. Da gingen mit Rudi K. wohl die Nerven durch. Er drückte die 85-Jährige unter Wasser – ertränkte sie.
Später trug er die Tote ins Wohnzimmer und deckte sie dort mit Handtüchern zu. Dann – so die Polizei – versuchte er sich die Pulsadern aufzuschlitzen. Die Verletzungen waren laut Polizei nicht lebensbedrohlich. Den ganzen restlichen Tag, die Nacht und den halben Mittwoch verbrachte Rudi K. wohl mit seiner toten Mutter im Haus. Dann rief der verzweifelte Mann seine Frau an und berichtete ihr von dem Selbstmordversuch. Sie verständigte den Rettungsdienst.
„Als der Notarzt kam, wurde auch die Leiche der Mutter entdeckt“, so Oberstaatsanwalt Steinkraus-Koch. Rudi K., der strafrechtlich noch nie aufgefallen war, wurde vorläufig festgenommen. Bei seiner Vernehmung gestand er, seine Mutter nach einem Streit getötet zu haben. Die Obduktion bestätigte seine Angaben. Seitdem sitzt er wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft.
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