Söder will Gendern in Bayern verbieten: So viele Menschen finden das Sprachverbot richtig

München - Es gibt viele Themen und Aufgaben, über die man sich mehr aufregen sollte als über das Gendern. Andererseits muss man aber auch zugestehen, dass vermeintlich unwichtige Themen die Gemüter enorm bewegen können. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ist ein Meister im Aufspüren solcher Themen. Eine aktuelle Umfrage bestätigt, dass er mit seinem angekündigten Gender-Verbot bei 75 Prozent der Menschen Zustimmung findet.
Gendern ist aber nicht gleich Gendern. Wer "Zuschauerinnen und Zuschauer", "Autofahrerinnen und Autofahrer" oder "Steuerzahlerinnen und Steuerzahler" adressiert, ist in guter Gesellschaft der CSU, deren Vertreter schon seit vielen Jahren selbstverständlich diese Anreden verwenden. Insofern gendert auch die CSU ständig.
Gemeint sind Konstruktionen mit Sonderzeichen wie Schräg- und Unterstrich, Doppelpunkten, Sternchen und das große "I" mitten in einem Substantiv. Abgesehen davon, dass sich solche Wortkonstruktionen kaum aussprechen lassen, verstoßen sie gegen so ziemlich alles, wofür die deutsche Rechtschreibung bisher stand.
Gender-Verbot in Bayern: Der Plan von Markus Söder hat einen populistischen Beigeschmack
Wenn bayerische Behörden und Schulen nun angehalten werden sollen, diese Art des Genderns zu unterlassen, ist das weder ein Anschlag auf die Geschlechtergerechtigkeit noch eine rechte Konterrevolution, sondern Sprachschutz. Eigentlich sollte es im behördlichen Schriftverkehr sowieso selbstverständlich sein, modische Sprachbeschädigungen zu unterlassen. Und so ist es bisher auch, ohne dass es Verbote gebraucht hätte.
Wenn Söder nun den bayerischen Behörden verbieten will, was sie bisher sowieso nicht tun, hat das einen kräftigen populistischen Beigeschmack. Man hätte die Angelegenheit auch niedriger hängen können, aber das ist nun mal nicht die Art des CSU-Chefs. Außerdem ist die Anti-Gender-Kampagne Teil des Kampfes gegen Linksgrün. Diese Stoßrichtung muss man sich nicht zu Eigen machen – und kann trotzdem das Sonderzeichen-Gendern gruselig finden.
Alle Privatpersonen, Unternehmen und nichtstaatliche Organisationen wie Parteien können übrigens auch in Zukunft gendern, wie sie wollen. Für die Rechtschreibfehler, die man von sich gibt, kann man schließlich auch nicht belangt werden – außer im Schulaufsatz. Der muss in Bayern – wie bisher – ohne Striche und Sternchen abgeliefert werden. Wie das an der Uni ist, werden wohl Verwaltungsrichter entscheiden müssen – so wie über Söders Kreuz-Erlass.