Kommentar

Söder will Gendern in Bayern verbieten: So viele Menschen finden das Sprachverbot richtig

Der AZ-Landtagskorrespondent über den Krieg von Markus Söder gegen die Gender-Sternchen.
Ralf Müller |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
78  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Kein Freund von Gendersternchen: Markus Söder.
Kein Freund von Gendersternchen: Markus Söder. © IMAGO/Bernd Elmenthaler

München - Es gibt viele Themen und Aufgaben, über die man sich mehr aufregen sollte als über das Gendern. Andererseits muss man aber auch zugestehen, dass vermeintlich unwichtige Themen die Gemüter enorm bewegen können. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ist ein Meister im Aufspüren solcher Themen. Eine aktuelle Umfrage bestätigt, dass er mit seinem angekündigten Gender-Verbot bei 75 Prozent der Menschen Zustimmung findet.

Gendern ist aber nicht gleich Gendern. Wer "Zuschauerinnen und Zuschauer", "Autofahrerinnen und Autofahrer" oder "Steuerzahlerinnen und Steuerzahler" adressiert, ist in guter Gesellschaft der CSU, deren Vertreter schon seit vielen Jahren selbstverständlich diese Anreden verwenden. Insofern gendert auch die CSU ständig.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Gemeint sind Konstruktionen mit Sonderzeichen wie Schräg- und Unterstrich, Doppelpunkten, Sternchen und das große "I" mitten in einem Substantiv. Abgesehen davon, dass sich solche Wortkonstruktionen kaum aussprechen lassen, verstoßen sie gegen so ziemlich alles, wofür die deutsche Rechtschreibung bisher stand.

Gender-Verbot in Bayern: Der Plan von Markus Söder hat einen populistischen Beigeschmack

Wenn bayerische Behörden und Schulen nun angehalten werden sollen, diese Art des Genderns zu unterlassen, ist das weder ein Anschlag auf die Geschlechtergerechtigkeit noch eine rechte Konterrevolution, sondern Sprachschutz. Eigentlich sollte es im behördlichen Schriftverkehr sowieso selbstverständlich sein, modische Sprachbeschädigungen zu unterlassen. Und so ist es bisher auch, ohne dass es Verbote gebraucht hätte.

Wenn Söder nun den bayerischen Behörden verbieten will, was sie bisher sowieso nicht tun, hat das einen kräftigen populistischen Beigeschmack. Man hätte die Angelegenheit auch niedriger hängen können, aber das ist nun mal nicht die Art des CSU-Chefs. Außerdem ist die Anti-Gender-Kampagne Teil des Kampfes gegen Linksgrün. Diese Stoßrichtung muss man sich nicht zu Eigen machen – und kann trotzdem das Sonderzeichen-Gendern gruselig finden.

Alle Privatpersonen, Unternehmen und nichtstaatliche Organisationen wie Parteien können übrigens auch in Zukunft gendern, wie sie wollen. Für die Rechtschreibfehler, die man von sich gibt, kann man schließlich auch nicht belangt werden – außer im Schulaufsatz. Der muss in Bayern – wie bisher – ohne Striche und Sternchen abgeliefert werden. Wie das an der Uni ist, werden wohl Verwaltungsrichter entscheiden müssen – so wie über Söders Kreuz-Erlass.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
78 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Geradeaus-Denker am 12.12.2023 22:53 Uhr / Bewertung:

    Wenn das das Top-Thema unserer Staatsregierung ist, sollte sie vom Parlament abgewählt werden. Und dann gleich die Staatskanzlei verkaufen.

  • Plato's Retreat am 13.12.2023 08:51 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Geradeaus-Denker

    Nein, "Top-Thema" ist das nicht.

    Es wird einfach nur zu recht das gendern verboten. Es ist ja schließlich auch zu recht verboten, dass jeder überall seinen Müll hinschmeisst.

    Kleine, überschaubare Sache. Aber gut.

  • Der wahre tscharlie am 13.12.2023 18:21 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Plato's Retreat

    Wo ist da der Zusammenhang bei Müll wegschmeißen und gendern???
    Ok, ich gebs zu.....Banken zu überfallen ist auch verboten, trotzdem wirds gemacht.
    Selbst Schwarzfahren ist verboten, aber täglich tun es irgendwelche Leute.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.