Ausgerechnet am Weltflüchtlingstag: München führt Bezahlkarte für Geflüchtete ein

Auch in München erhalten Geflüchtete nun eine Bezahlkarte und nur noch 50 Euro in bar pro Monat – vorerst.
Jan Krattiger
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Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei der Ankündigung der Bezahlkarte für Geflüchtete im März
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei der Ankündigung der Bezahlkarte für Geflüchtete im März © Sven Hoppe/dpa

München – Fraktionsübergreifend war am Donnerstag – ausgerechnet dem Weltflüchtlingstag – im Stadtrat zu spüren, dass dieser Tagesordnungspunkt kein Anlass zum Feiern ist: Auch die Stadt muss nämlich die vom Freistaat vorgegebene Bezahlkarte für Geflüchtete einführen, und zwar schneller als gedacht.

Nur noch 50 Euro in bar: München führt Bezahlkarte für Geflüchtete ein

Rund 4.000 Geflüchtete können dann nur noch 50 Euro im Monat in bar abheben und das restliche Geld per Karte ausgeben – innerhalb der Stadt und der umliegenden Landkreise.

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Überweisungen sollen zwar möglich sein, allerdings erst nach vorheriger Prüfung. Konkret soll das so funktionieren - und das wurde dem Stadtrat erst im Verlauf der Debatte klar - dass Überweisungswünsche per Mail an das städtische Amt für Wohnen und Migration weitergegeben werden. Die sogenannten White- und Blacklists, also die Listen mit erlaubten und verbotenen Überweisungszielen, werden allerdings beim bayerischen Innenministerium geführt.

"Riesiger Verwaltungsaufwand": Stadträte kritisieren Bezahlkarte für Geflüchtete

Kritiker der Bezahlkarte, wie die Grüne Stadträtin Clara Nitsche, befürchten einen "riesigen Verwaltungsaufwand". Befürworterinnen wie CSU-Stadträtin Alexandra Gaßmann weisen jedoch darauf hin, dass die Bürokratie auch weniger wird, wenn nicht mehr monatlich Bargeld an Geflüchtete ausgegeben werden muss.

Der größte Kritikpunkt bleibt der niedrige Bargeldbetrag von 50 Euro pro Monat, den Geflüchtete abheben dürfen. Das habe auch ihr eingeleuchtet, sagt Gaßmann, die die Karte ansonsten begrüßt. Die Stadt solle prüfen, ob man da nicht "noch mal was drauflegen" könne, denn München sei ein teures Pflaster.

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Nicht betroffen von der Änderung sind die Geflüchteten aus der Ukraine, die Bürgergeld erhalten. Ein Fakt, der der Sozialreferentin Dorothee Schiwy (SPD) Bauchschmerzen bereitet. So würden Geflüchtete erster und zweiter Klasse geschaffen, "damit tu ich mich sehr schwer".

Mit Bauchschmerzen: München führt nach Söder-Vorgabe Bezahlkarte für Geflüchtete ein

Schwierig wird es für Geflüchtete, die Mühe haben im Umgang mit dem Internet: Wie viel Geld noch auf der Karte ist, ist nur über ein Webportal des Anbieters Paycenter abrufbar. Auch Überweisungen werden darüber abgewickelt.

Die Freisinger Firma Paycenter hat den Auftrag bekommen, die Bezahlkarte in Bayern umzusetzen. Wie viel das kostet, ist nicht bekannt.

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68 Kommentare
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  • Bongo am 24.06.2024 10:34 Uhr / Bewertung:

    Der Verweis auf die Fehler der Vorgängerregierung zieht nicht mehr! Schau Dir die Wahlergebnisse von 2021 an. Warum haben rot-grün seither deutlich eingebüßt und die AfD gewonnen? Weil die Regierung so gut ist und alles richtig macht? Nein, weil sich die Wähler nicht mehr für dumm verkaufen lassen, z.B. vom Kanzler. Gestern beim Sommerinterview nannte er die Gründe für die Stimmenverluste: natürlich Corona, den Ukrainekrieg, mit dessen Unterstützung angeblich viele im Osten nichteinverstanden usw. Mit keinem Wort hat er das Thema Migration erwähnt, obwohl bei Umfragen vor der EU-Wahl 62% der Betragten dieses alles wichtigstes Thema genannt haben.

  • Bongo am 24.06.2024 09:18 Uhr / Bewertung:

    Antwort an Da Ding: „Entspannt zurücklehnen und die ganze Schuld auf die Ampel schieben“
    Sie haben Recht. Die Wähler kapieren einfach die Segnungen von rot-grün, die aus der Berliner Blase heraus am Volk vorbeiregieren, nicht, gell!

  • Bongo am 23.06.2024 10:36 Uhr / Bewertung:

    Antwort an Da Ding:
    Tatsache ist, die Grünen, die sich einst schon im Kanzleramt sahen, haben massiv Wähler verloren. Die Wähler haben nämlich die Arroganz und Ignoranz der Grünen, die in einer Blase leben und offensichtlich garnicht begreifen was die Leute draußen bewegt (z.B. Migration, Bürgergeld) mehr als satt. Das Schlimme ist, daß die Parteiführung und ihre Fans das nicht einsehen wollen und trotzig auf einem Weiterso beharren. Braucht man sich also nicht zu wundern, wenn die Landtagswahlen im Osten zu einem weiteren Debakel für diese Partei werden.

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